Einkommenserwartung sinkt 30.10.2017, 13:46 Uhr

GfK: Konjunktur und Anschaffungsneigung steigen

Die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) sieht keine klare Konsumentwicklung: Konjunkturerwartung und Anschaffungsneigung legen zwar zu, die Einkommenserwartung schrumpft aber wieder.
Auch im Spätherbst bleibt die deutsche Wirtschaft nach Einschätzung der GfK insgesamt klar auf Wachstumskurs. Die Konjunkturerwartung legt nach Angaben der Forscher im Oktober deutlich zu, ebenso die Anschaffungsneigung. Dagegen verliere die Einkommenserwartung zum zweiten Mal in Folge, weise aber nach wie vor ein sehr gutes Niveau auf. Die optimistischen Konjunkturaussichten für Deutschland werden nach Angaben der GfK inzwischen von nahezu allen Wirtschaftsexperten geteilt. Dies belege die Tatsache, dass die Wachstumsprognosen für das Bruttoinlandsprodukt im Herbst auf breiter Front zum Teil deutlich nach oben revidiert wurden. So geht die Bundesregierung in ihrer aktuellen Herbstprojektion davon aus, dass die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr um 2 % wachsen wird, nachdem sie noch im April von 1,5 % ausgegangen war. Auch der Internationale Währungsfond erwartet in seiner vor kurzem veröffentlichten Prognose für Deutschland in diesem Jahr ein Wirtschaftswachstum von 2 %. Noch im Juli wurden 1,8 und im April sogar nur 1,6 % vorausgesagt.
Diese positiven Aussichten werden nach Angaben des Nürnberger Instituts in erster Linie damit begründet, dass der Aufschwung in Deutschland auf einem stabilen und vor allem breiten Fundament steht. So sorge der exzellente Arbeitsmarkt für eine solide Entwicklung des privaten Konsums. Die nachhaltige Belebung der Weltwirtschaft stimuliere die Exportentwicklung und rege damit auch die Investitionstätigkeit in Deutschland weiter an, meint die GfK.
Haben die Konjunkturaussichten ihre Schwächephase bereits hinter sich gelassen, so scheint die Einkommenserwartung laut GfK gerade darin zu stecken. Trotz eines Rückgangs des Optimismus' in der Statistik gingen aber die deutschen Konsumenten nach wie vor davon aus, dass sie auch künftig spürbare Einkommenszuwächse erwarten. Niedrige Arbeitslosenzahlen sorgen dafür, dass die Tarifsteigerungen der Löhne und Gehälter auch künftig ansehnlich sein werden. Davon sollen auch die Rentner profitieren, denn deren Einkünfte orientieren sich jeweils an der Lohnentwicklung.
Trotz etwas gedämpfter Einkommensaussichten bleiben die deutschen Konsumenten auch im Herbst 2017 in bester Kauflaune. Eine hohe Job- und damit auch Planungssicherheit sowie spürbar steigende Einkommen verbessern laut GfK die Kauflaune. Dies komme gegenwärtig auch in weiten Teilen des Einzelhandels an. So stieg nach Angaben des Statistischen Bundesamtes der Umsatz im Einzelhandel im August nominal im Vergleich zum Vorjahr um 4,7 % (real: 2,8 %). Von Januar bis August dieses Jahres soll der Zuwachs sogar 4,8 % (real: 3,0 %) betragen. Damit entwickelt sich der Handel derzeit weitaus positiver als die privaten Konsumausgaben insgesamt.
Die gute Konsumstimmung soll stabil sein. Die Binnenkonjunktur soll auch im weiteren Verlauf ein wichtiger Pfeiler der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland bleiben. Die GfK bestätigt eine Prognose von Beginn dieses Jahres, wonach der private Verbrauch in diesem Jahr real um mindestens 1,5 % zunehmen wird.
Wenn auch die Lage in Deutschland im Hinblick auf den Konsum bislang weitgehend ungetrübt ist, so sieht die GfK doch gewisse Risiken aus dem internationalen Umfeld: Die Brexit-Verhandlungen stocken, problematisch finden die Forscher auch die Spannungen mit Nordkorea sowie die künftige Handelspolitik der USA. Zudem bleibe abzuwarten, wie die Koalitionsverhandlungen nach der Bundestagswahl in Schwung kommen. Sollte es eine langwierige Hängepartie werden, würde das vermutlich einige Verbraucher verunsichern. Damit sieht die GfK auch die bislang glänzend laufende Konsumkonjunktur in Gefahr.



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