Probleme im Breiten- wie im Leistungssport
16.04.2025, 11:43 Uhr
Studie zeigt: Inklusion im Sport bleibt große Herausforderung
Menschen mit Beeinträchtigung erleben im Sport deutlich weniger Teilhabe als in anderen Lebensbereichen in Deutschland. Es mangelt an Chancengleichheit, Infrastruktur und Förderung. Das sind die zentralen Ergebnisse einer aktuellen Studie.
Die Paralympischen Spiele haben laut Studie eine große Bedeutung für die Verbesserung der Teilhabechancen von Menschen mit Beeinträchtigung am Sport. 2024 in Paris wurde in 22 Sportarten um Medaillen gekämpft – darunter auch Rollstuhlbasketball.
(Quelle: Shutterstock/Antonin Albert)
Eine neue Studie von Aktion Mensch und der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen beleuchtet die Wirkung der Paralympics in Paris 2024 auf die gesellschaftliche Wahrnehmung von Menschen mit Beeinträchtigung. Befragt wurden paralympische AthletInnen, Menschen aus der Gesamtbevölkerung sowie Menschen mit Beeinträchtigung ab 16 Jahren – jeweils vor, während und nach den Spielen. Die Ergebnisse werfen ein kritisches Licht auf den Stand der Inklusion im Sport in Deutschland. Im Vergleich zu anderen gesellschaftlichen Bereichen wie Kultur oder Soziales schneiden die Teilhabechancen im Sport am schlechtesten ab.
Zwar schätzen 82 Prozent der befragten paralympischen AthletInnen ihre eigenen Teilhabechancen als gut ein, doch nur 46 Prozent der Menschen mit Beeinträchtigung teilen diese Einschätzung. Und nur knapp ein Drittel der ParasportlerInnen sieht gleichberechtigte Chancen im Breitensport für Menschen mit Beeinträchtigung im Allgemeinen.
Bezüglich des Leistungssports zeigen sich ähnliche Wahrnehmungen: Nur ein Viertel der befragten ParasportlerInnen sieht gleiche Chancen für olympische und paralympische AthletInnen. Besonders bemängelt wird der Zugang zu Trainingsmöglichkeiten, Sportangeboten und Sponsoren. Lediglich elf Prozent beurteilen den Zugang zu Sportangeboten und Sponsorengeldern positiv, 18 Prozent den zur Trainingsinfrastruktur.
Auf der anderen Seite glauben über zwei Drittel der Befragten, dass ParasportlerInnen als Vorbilder für eine inklusive Gesellschaft wichtig sind. Auch die Paralympics selbst gelten als wichtiger Motor: Mehr als zwei Drittel der Befragten sehen sie als unverzichtbares Instrument gegen Diskriminierung. Paralympics-Weltrekordhalter Niko Kappel betont: „Die Paralympics sollten den Olympischen Spielen in Struktur und Bedeutung in nichts nachstehen. Ihre Geschichten inspirieren und bauen Brücken.“
Christina Marx von der Aktion Mensch fordert, „die positive Wirkung der Paralympischen Spiele für den inklusiven Breitensport zu nutzen und barrierefreie Sportangebote bereits für Kinder und Jugendliche zu schaffen“. Sie ergänzt: „Nur wenn wir Inklusion im Sport von Anfang an fördern und leben, stärken wir junge Menschen und beugen Diskriminierung aktiv vor.“
An der Befragung nahmen je rund 700 Personen ohne Beeinträchtigung, rund 300 Menschen mit Beeinträchtigung sowie 45 von 143 kontaktierten paralympischen AthletInnen teil. Die Ergebnisse wurden anlässlich der Ehrung der „ParasportlerInnen des Jahres“ am 12. April veröffentlicht.