Alibabas Expansionspläne für Europa

Chinesische Waren für Europa

Dass die Alibaba-Aktivitäten in Europa keine Einbahnstraße für den Vertrieb ­europäischer Anbieter in China bleiben sollen, zeigt die B2C-Plattform Ali Express, über die Chinesen ihre Ware ins Ausland verkaufen können. Hierzulande scheint Ali Express derzeit nicht zu den fokussierten Geschäftsfeldern von Alibaba zu gehören, die B2C-Plattform fristet innerhalb der Aktivitäten der Chinesen eher ein Schattendasein. Anders sieht es beispielsweise in Russland, Spanien oder Polen aus. Der Grund ist die Unternehmensstrategie, vor allem dort aktiv zu werden, wo Alibaba "den globalen Handel vereinfachen kann" und nicht als spät dazugekommener Wettbewerber in bereits verteilten Märkten um ein Stück des Kuchens zu kämpfen. Wenn hierzulande die Online-Supermacht Amazon den Wettbewerb vor sich hertreibt, ist mit einer chinesischen Alternative so schnell kein Blumentopf zu gewinnen. In Polen ­dagegen gehört Ali Express zu den führenden E-Commerce-Plattformen des Landes.

Finanzsparte auf Einkaufstour

Vor diesem Hintergrund ist auch die im April von Alibaba und dem in 100 Ländern vertretenen Schweizer Logistikriesen Kuehne + Nagel unterzeichnete Absichtserklärung zur Ausweitung der bislang auf Luft- und Seefracht begrenzten Kooperation auf alle Transportmedien und Kontraktlogistik-Dienstleistungen außerhalb Chinas keine Überraschung. Als eine der schärfsten Waffen bei der globalen Expansion von Alibaba werten Experten die vor dem Börsengang ausgegliederte Unternehmenstochter Ant Financial. Neben dem Online-Bezahldienst Alipay bietet Ant Financial in China Dienstleistungen vom Online-Banking bis zu Investitionsprodukten und der ersten "Consumer Credit Scoring"-Agentur Sesame Credit an.
Die Alibaba-Finanzsparte zählt in China bereits mehr als 450 Millionen Kunden und expandiert derzeit im großen Stil im Ausland: Nach ­Investitionen in lokale ­Online-Bezahldienste in Thailand, Singapur, Südkorea und auf den Philippinen hat Ant Financial jetzt in einem spektakulären Bieterwettstreit um den US-Zahlungsabwickler Moneygram den US-Bezahldienst Euronet mit einem Angebot von 1,2 Milliarden US-Dollar ausgestochen.
In Deutschland will Alibaba das Finanzgeschäft derzeit nicht forcieren. Nur das Alipay-Angebot, so heißt es, soll zur Vereinfachung des Einkaufens für chinesische Touristen und Geschäftsreisende mit verschiedenen deutschen Handelsunternehmen ausgebaut werden. Als Grund für das verhaltene Engagement erklärt das Unternehmen, dass es in Deutschland bereits funktionierende und gut etablierte Online-Bezahldienste gibt und Alibaba getreu der Unternehmensdevise "einfacher machen" kein Handlungsfeld sieht. Derzeit.
Betrachtet man das Engagement für den Markenaufbau in Deutschland jedoch in Verbindung mit der Unternehmenshistorie und -strategie, scheint ein ergebnis­offenes "Was nicht ist, kann ja noch werden" durchaus angebracht.



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