50 Jahre SAZsport: Jubiläen & Legenden (Teil 7) 02.05.2024, 07:00 Uhr

Die bewegte Geschichte des Rucksack-Spezialisten Osprey

So wie SAZsport feiert auch Osprey in diesem Jahr 50. Geburtstag. Der Rucksack-Spezialist aus Colorado hat eine bewegte Geschichte hinter sich – mit einem Umzug nach Vietnam, einem Cover auf dem Time Magazine und der Übernahme durch einen Konsumgüterkonzern.
Osprey hat sich vor allem wegen der ausgezeichneten Passform der Modelle im Outdoor-Fachhandel etabliert.
(Quelle: Osprey)
Es ist überliefert, dass Mike Pfotenhauer als Kind fasziniert war von einem speziellen Greifvogel, der im Sturzflug Fische erbeutet. Und so nennt er sein eigenes Unternehmen im Jahr 1974 Osprey, zu Deutsch Fischadler. Während SAZsport die erste Ausgabe auf den Markt bringt, eröffnet der junge Mike in Santa Cruz/Kalifornien vor seinem Miethaus ein Ladengeschäft für Rucksäcke. Von Mundpropaganda angezogen, pilgern Touristen und Reisende wegen seiner maßgeschneiderten, auf Bestellung gefertigten Modelle zu ihm. Fünf Jahre später erscheint der „Ariel“, heute ein absoluter Klassiker und Topseller im Produktportfolio der Marke.

Umzug nach Colorado

Im Jahr 1990, als die Nachfrage nach den Rucksäcken immer weiter steigt, ziehen Mike und seine Geschäftspartnerin und Ehefrau Diane Wren mit Osprey in eine 8.000 Quadratmeter große ehemalige Gore-Tex-Fabrik nach Dolores/Colorado, einem 864-Einwohner-Ort. Sie beginnen mit einem Team von erfahrenen Näherinnen zu arbeiten, hauptsächlich aus der Navajo Nation, einem Indianerreservat. Drei Jahre später wird mit dem „Isis“ der erste Damenrucksack lanciert. 1994 zieht die Osprey-Produktion in ein neues Werk nach Cortez/Colorado, später wird der gesamte Betrieb dorthin verlagert. Ende der 90er Jahre stellt Osprey seinen „ErgoPull“-Hüftgurt vor, eine Revolution bei diesem Feature. Wenn angezogen, schiebt dieser das Packgewicht in die Lendenwirbelsäule, und das sorgt für eine bessere Gewichtsverteilung und wiederum einen optimierten Tragekomfort. Im Jahr 2001 dann ein besonderes Ereignis für die Marke: Mit Erik Weihenmayer besteigt der erste blinde Bergsteiger den Gipfel des Mount Everest. Für seine Tour wählt er den „Aether 60“, und das Time Magazine zeigt ihn zusammen mit seinem Rucksack auf dem Cover vom 18. Juni. Zwei Jahre wird in Großbritannien eine Europa-Niederlassung gegründet, um die Handelskunden dort noch besser und schneller bedienen zu können. Im selben Jahr zieht Mike Pfotenhauer mit seiner Familie nach Vietnam, um die Entwicklung des Design- und Qualitätskontrollzentrums von Osprey in Ho-Chi-Minh-Stadt vor Ort beaufsichtigen zu können. 2007 wird die „Talon“-Serie auf den Markt gebracht. Bis heute erfreut sich diese bei Wanderern großer Beliebtheit.

Durchbruch im deutschen Outdoor-Fachhandel

Die Kollektion ist mit daran beteiligt – neben „Aether“ und „Ariel“ – , dass Osprey auch im deutschen Outdoor-Fachhandel langsam der Durchbruch gelingt. Die Marke erzielt dort etwa ab dem Jahr 2010 signifikante Umsatz- und Absatzanteile, und damit wird die Dominanz von Deuter etwas geringer. Viele Händler sind begeistert von der ausgezeichneten Passform und dem frischen Design. 2017 eröffnet Osprey einen neuen Hauptsitz im Herzen von Cortez/Colorado. Das etwa 28.000 Quadratmeter große Gebäude, das den Spitznamen „Base Camp“ trägt, beherbergt ein Amphitheater im Hinterhof mit zwei Spalieren, die den Flügeln des Fischadlers ähneln. Vier Jahre später wird Osprey Bluesign-Systempartner, was einen bedeutenden Wandel hin zu textiler Nachhaltigkeit in der gesamten Lieferkette markiert. Der Umsatz des Unternehmens liegt mittlerweile bei 142 Mio. Euro. Ende 2021 wird dies vom US-amerikanischen Konsumgüterkonzern Helen of Troy für knapp 370 Mio. Euro übernommen – ein weiterer Meilenstein für Osprey, da der neue Eigentümer Know-how und Investitionen bereitstellt. Das veranlasst Gründer Mike Pfotenhauer, sich in den Ruhestand zu verabschieden – aber dann doch nicht so ganz: Nach wie vor steht er Osprey als Berater bei Designprojekten zur Seite. Sein Lebenswerk feiert dieses Jahr 50. Geburtstag, und er kann wahrlich stolz darauf sein. In einem Interview hat er einmal beschrieben, wie es sich anfühlt, an einer Designidee für einen Rucksack zu arbeiten, mit einem Stift in der Hand, Skizzen zeichnend: „Dann bin ich im Himmel auf Erden. Nach drei Stunden schaue ich auf und denke: Wow, was ist passiert?“



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