Moonova 2022 21.02.2022, 12:30 Uhr

Handelsexperte Stephan Tromp: "Wir haben keinen Konsumverzicht"

Was erwarten Verbraucher vom Handel der Zukunft? HDE-Hauptgeschäftsführer Stephan Tromp lieferte im Rahmen der Moonova Einblicke in eine neue Studie und diskutierte anschließend im Interview mit Chefredakteurin Susanne Gillner, worauf sich Händler einstellen sollten.
(Quelle: HDE)
Das Corona-Jahr 2020 hat nach Erkenntnissen des Einzelhandels-Branchenverbandes HDE vor allem dem stationären Non-Food-Handel geschadet. Insgesamt stieg der Umsatz im deutschen Einzelhandel von 2020 bis 2021 um 1,8 Prozent. Das gesamte stationäre Segment ging - gestützt durch hohe Umsätze im Lebensmittelhandel - um vergleichsweise gimpfliche 0,7 Prozent zurück, während der Umsatz im Onlinehandel um stolze 19,2 Prozent zulegte.
Dieser Trend, so berichtete Stephan Tromp auf der Moonova, wird sich auch 2022 fortsetzen. In einem Vortrag auf dem Digital-Event stellte der stellvertretende Hauptgeschäftsführer des HDE aktuelle Trends im Handel vor. Der Verband rechnet mit einer weiteren Erholung der Konjunktur, aber auch mit Belastungen durch die Inflation. Insgesamt erwartet der Verband je nach Szenario ein moderates Umsatzwachstum von 2,5 bis 3 Prozent, wobei die Schere zwischen Online- und Offline-Wachstum weiter auseinandergehen dürfte. Die Einkaufsfrequenz im stationären Handel wird wieder zunehmen, erklärte Tromp: "Aber das Vorkrisenniveau wird sie nicht mehr erreichen." Tromps Sorge gilt vor allem den kleinen, inhabergeführten stationären Geschäften: "Gerade die kleinen schönen Boutiquen, die das Flair erzeugen, könnten aus dem Markt ausscheiden."

Online-Vorteile auch offline nutzen

Die wichtigsten Trends im Einzelhandel sind für Tromp Live Shopping, Social Commerce und Quick Commerce, die Letzte Meile wird wichtiger. Die Konsumenten erwarten die Vorteile des Onlinehandels selbstverständlich auch vor Ort in der Filiale: "In das stationäre Leben kehrt immer mehr die Digitalisierung ein." Einfache, unkomplizierte Versorgungskäufe werden ganz klar in Richtung online gehen. Der stationäre Handel muss sich auf seine Stärken konzentrieren - ohne die Vorteile des digitalen Handels zu vernachlässigen. Dazu gehört für Tromp auch die Integration mobiler Endgeräte: "Was man mit dem Smartphone nicht machen kann, wird irgendwann vom Kunden auch nicht mehr akzeptiert." Ein weiteres wichtiges Thema lautet "Nachhaltigkeit". Der Begriff bestimmt viele Diskussionen  - und zunehmend auch das Konsumverhalten. Dabei scheint die Kauflaune zuzunehmen, sagt Tromp: "Wir haben keinen Konsumverzicht."

Digitalisierung oft zu teuer für Einzelkämpfer

Um die Vorteile des Digital Commerce auch am stationären PoS abzubilden, sind Investitionen erforderlich, doch im Jahr 2021 war KI für die meisten Handelsunternehmen noch kein relevantes Innovationsfeld. Drei Viertel aller Unternehmen planten nach HDE-Erkenntnissen keine Investitionen. Im Moment sind für viele Einzelunternehmer die Kosten noch ein großes Hindernis. Hier sind Einkaufsgemeinschaften und Genossenschaften gefragt.
Die Moonova, das neue B2B-Event der Ebner Media Group, feiert in diesem Jahr Premiere. Die Moonova entstand aus der Messe Internet World Expo und dem Digital-Event Commerce Week. Noch bis Freitag, 25. Februar 2022 bietet die Moonova ein reiches Programm aus Vorträgen, Masterclasses, Interviews und Roundtables rund um die spannendsten Facetten des digitalen Handels. Ihr kostenloses Ticket erhalten Sie hier.

Frank Kemper
Autor(in) Frank Kemper



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