Ergebnisse Q1/2023 08.05.2023, 07:23 Uhr

Adidas hofft weiter auf Trendwende

Die vollen Lager und die aufgekündigte Yeezy-Partnerschaft belasteten Adidas auch zum Jahresauftakt. Der währungsbereinigte Umsatz bewegte sich zwar mit knapp 5,3 Mrd. Euro auf dem Vorjahresniveau, das Betriebsergebnis brach jedoch um über 86 Prozent ein.
(Quelle: shutterstock/Robert Way)
Die vollen Lager und die Aufkündigung der Partnerschaft mit dem umstrittenen US-Rapper Kanye West haben den Sportartikelhersteller Adidas auch zum Jahresauftakt belastet. Im fortgeführten Geschäft stand im ersten Quartal ein Verlust von 24 Mio. Euro, wie der Konzern am Freitag in Herzogenaurach mitteilte. Vor einem Jahr hatte Adidas hier noch einen Gewinn von 310 Mio. Euro erzielt. An seiner Jahresprognose hält der Vorstand fest. Die Entscheidung darüber, wie Adidas mit den auf Halde liegenden "Yeezy"-Produkten aus der beendeten Kooperation mit West umgeht, rücke näher, hieß es weiter. An der Börse kamen die Neuigkeiten gut an.

Nach Darstellung von Konzernchef Björn Gulden endete das erste Quartal etwas besser als erwartet. Die Lagerbestände seien immer noch zu hoch, aber schon 300 Mio. Euro niedriger als zu Beginn des Jahres. Zum Stichtag Ende März beliefen sich Adidas' Vorräte aber immer noch auf fast 5,7 Mrd. Euro. Guldens Aussagen in einer Telefonkonferenz mit Journalisten zufolge läuft der Abbau nach Plan - auch dank gewährter Rabatte. Im vierten Quartal will Adidas die Lagerbestände unter Kontrolle haben.

In Europa und speziell den USA sitzen Händler auf hohen Lagerbeständen. Im vergangenen Jahr hatten sie als Folge der Lieferkettenprobleme in erheblichem Umfang zusätzlich Produkte geordert, um die damals noch hohe Nachfrage bedienen zu können. Die Artikel liegen nun in den Lagern, während sich die Verbraucher mit Käufen zurückhalten. Einen Teil der Artikel musste Adidas bereits abschreiben.

Der seit Jahresanfang amtierende Adidas-Chef Gulden betrachtet 2023 für den Konzern als Übergangsjahr. "2023 wird ein holpriges Jahr mit enttäuschenden Zahlen, in dem es nicht unser Ziel ist, unsere kurzfristigen Finanzergebnisse zu maximieren", sagte der Manager. Gulden hatte zuvor Chef den Konkurrenten Puma geführt. Er will Adidas dieses Jahr neu aufstellen, um 2024 mit dem Aufbau eines profitablen Geschäfts beginnen zu können. Die erforderlichen Änderungen dürften den Konzern dieses Jahr 200 Millionen Euro kosten. Einsparungen bei der Produktentwicklung schloss Gulden dabei aus, andere Kürzungen wie das Schließen von Läden aber nicht.

Im ersten Quartal übertraf Adidas trotz des Verlusts die Erwartungen von Analysten. Der Umsatz bewegte sich währungsbereinigt mit knapp 5,3 Mrd. Euro auf dem Vorjahresniveau. In Nordamerika hat Adidas im ersten Quartal etwa ein Fünftel seines Umsatzes verloren. Rechnet man die Yeezy-Produkte heraus, blieb noch ein Minus von fünf Prozent.

In China geht es nach Guldens Darstellung nach einer längeren Durststrecke allmählich wieder bergauf. Hier kooperiert der Hersteller mittlerweile wieder mit Prominenten. Zuletzt hatte sich Adidas schwergetan, chinesische Influencer zu rekrutieren, weil westliche Marken seit 2021 von China boykottiert wurden.
Das Betriebsergebnis brach im ersten Quartal um über 86 Prozent auf 60 Millionen Euro ein. Die entsprechende operative Marge lag nur bei 1,1 Prozent, nachdem sie ein Jahr zuvor 8,2 Prozent erreicht hatte. Analysten waren allerdings von einem Umsatzrückgang und einem noch kleineren Betriebsgewinn ausgegangen. Der Adidas-Vorstand erwartet für 2023 bisher einen währungsbereinigten Umsatzrückgang im hohen einstelligen Prozentbereich. Dabei sieht er weiterhin ein erhöhtes Risiko einer Rezession in Nordamerika und Europa sowie Unsicherheiten mit Blick auf die Erholung in China. Chef Gulden will im laufenden Jahr viel in das US-Geschäft investieren, unter anderem mehr in Fußball und auch in Basketball.
 
In der Prognose ist ein Umsatzverlust von 1,2 Mrd. Euro enthalten für den Fall, dass Adidas seine restlichen Yeezy-Produkte nicht mehr verkaufen kann. Die Artikel waren in einer Partnerschaft mit dem Rapper West entstanden. Adidas hatte daran in der Vergangenheit prächtig verdient. Im vergangenen Jahr hatte der Konzern die Kooperation aber unter anderem wegen Antisemitismus-Vorwürfen gegen den Rapper beendet.
 
Im ersten Quartal büßte Adidas deshalb 400 Mio. Euro Umsatz ein. Weiterhin ist unklar, was mit den Produkten passiert. Die Optionen reichen von verschiedenen Verkaufsmöglichkeiten, die auch das Spenden der Erlöse an Organisationen beinhalten könnte, bis zur Vernichtung der Ware. Wegen der Yeezy-Probleme hat Adidas in den USA auch eine Sammelklage von Investoren am Hals, die dem Konzern vorwerfen, nicht rechtzeitig reagiert zu haben. Finanzvorstand Harm Ohlmeyer machte zum Stand des Verfahrens am Freitag keine Angaben. Er sagte lediglich, dass das Quartalsergebnis davon nicht beeinflusst sei und man sich kraftvoll verteidigen werde.
 



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