ISPO-Pressekonferenz 28.01.2018, 16:44 Uhr

Intersport: Zeit für Allianzen

Die Intersport ist 2017 erneut gewachsen, hat aber auch einige Händler verloren. Warum der  Vorstandsvorsitzende Kim Roether dennoch überhaupt keinen Grund sieht, nervös zu werden  
Zufriedene Mienen auf dem Podium: (v.l.n.r.) Kim Roether (Vorstandsvorsitzender), Michael Steinhauser (Unternehmenssprecher) und Hannes Rumer (Vorstand)
Auch in einem sogenannten NonEvent-Jahr, sprich beim Fehlen eines sportlichen Großereignisses, ist Intersport Deutschland (Heilbronn) erneut gewachsen: 2017 erzielte die Verbundgruppe mit 2,94 Mio. Euro einen Mehrumsatz von 1 %. Maßgeblich daran beteiligten waren ein kalter Januar (+ 7 %), ein starkes Ostergeschäft (April: + 9 %), der verhältnismäßig kühle September (+ 8 %), der ein früheres Herbst-/Wintergeschäft einläutete sowie der in Teilen endlich einmal wieder saisongerechte Dezember (+ 13 %). Als schwierige Monate für die 915 Händler der Intersport (1.489 Geschäfte) erwiesen sich vor allem der März (- 9 %), der Juni ohne WM und EM (- 5 %) und der zu milde Oktober (- 13 %). 
Das durchaus bemerkenswerte Jahresergebnis konnten diese aber nicht trüben. „Unsere Händler haben einen tollen Endspurt hingelegt und den Wintereinbruch vor Weihnachten sehr gut genutzt, um den fehlenden EM-Effekt im Sommer zu kompensieren“, resümierte der Vorstandsvorsitzende Kim Roether gestern auf der ISPO Munich und ergänzte: „Sehr viel Freude bereitet uns derzeit die Entwicklung in Österreich.“ In Zahlen ausgedrückt: 530 Mio. Euro Umsatz mit rund 110 Händlern im abgelaufenen Jahr, was eine satte Steigerung von 17 % bedeutete. Vor allem zuzuschreiben der massiven Expansion der Gruppe um Geschäftsführer Mathias Boenke in den vergangen zwei Jahren, in denen insgesamt 26 neue Shops eröffnet wurden.

Kaum Verschiebungen

Im Lieferantenranking der Verbundgruppe gab es im Vergleich zu 2016 nur wenige Verschiebungen: Die Top 4 sind nach wie vor und in der Reihenfolge Adidas, Nike, Amer Sports (Atomic, Salomon, Suunto, Wilson) und Ascis. Die Plätze getauscht haben CMP (jetzt Nr. 5) und Lowa (Nr. 6). Wieder unverändert dann die Ränge 7 bis 10: Jack Wolfskin, Schöffel, Puma und Meindl. Den größten Sprung nach vorne in den Top 60 machten On (von 40 auf 28), Ortovox (von 59 auf 48) Tecnica (von 58 auf 47), Under Armour (von 24 auf 14) und Scott (von 43 auf 33). Am meisten an Boden verloren haben Polar (von 42 auf 51), AquaLung (von 48 auf 57) und die Mammut Group (inkl. Ajungilak, von 17 auf 24). 
Dass die Verbundgruppe innerhalb eines Jahres 24 Händler verloren hat, treibt Roether „keine Schweißperlen auf die Stirn“, wie er es ausdrückte. „Wir haben aktuell 915 Händler – das ist eine solide Entwicklung, wenn man sich anschaut, wie der Markt an sich funktioniert“, betonte der Vorstandsvorsitzende gegenüber SAZsport und verwies in diesem Zusammenhang auf eine Prognose des Bundesverbands des Deutschen Einzelhandels, der davon ausgehe, dass bis 2020 rund 50.000 Einzelhandelsgeschäfte geschlossen werden. „Wir haben auch keine Lebensversicherung für einen Händler, dass es garantiert für ihn weitergeht. Diejenigen, die eng mit uns zusammenarbeiten und unseren Konzepten folgen, merken aber, dass sie sich sehr gut am Markt behaupten können“, so Roether. Für die Verbundgruppe sei wichtig, wie viele Flächen sie am Start habe. Da sei man mit derzeit 1.473 stabil unterwegs. „Wir hätten auch anfangen können, Händler zu sammeln – das wollten wir nicht.“

Allianz mit Signa

In seinem Vortrag ging Roether auch auf die neue strategische Partnerschaft der Intersport mit der Signa Sports Group (600 Mio. Euro Umsatz) ein. „Wenn der Markt sich so verändert, wie er das derzeit tut, dann ist es Zeit, auf Allianzen zu setzen“, betonte der Vorstandsvorsitzende. Dabei profitiere der Verbund und seine Händler nicht nur vom höheren Einkaufsvolumen durch Karstadt Sports als neuem Mitglied, sondern auch von der „extrem guten E-Commerce-Erfahrung“ beim Filialisten und bei Internetstores (u.a. Fahrrad. de, Campz.de). Zudem setzen Roether und sein Team offenbar auf das ImmobilienImperium des Signa-Boss René Benko: So meinte der Vorstandsvorsitzende vielsagend, Karstadt sei vielleicht als Eigentümer von Immobilien in Innenstadtlagen auch für Sportflächen interessant.
Eine ganz wichtige Hilfe für den Händler soll in Zukunft der „Benchmarking Service“ der Intersport darstellen. Mit diesem digitalen Programm kann er seine Marken- und Standortperformance bewerten und tracken. „Das ist mehr als nur eine performante Zahlenauswertung,“ erklärte Finanzvorstand Hannes Rumer. „Der Benchmarking Service soll dem Händler vor Ort Handlungsempfehlungen für das Tagesgeschäft geben. Beispiel: Eine Marke entwickelt sich bei vergleichbaren Händlern deutlich besser als bei dir. Was passiert hier – schau dir seine Markenperformance an. Stimmen Bestände nicht, stimmt die Positionierung in der Filiale nicht.“ Derzeit befindet sich das Tool bei 20 Mitgliedern im Test, im Februar soll es in den Rollout gehen. Dieses digitale Programm lässt sich auf Desktops, Tablets und Smartphones nutzen. Dazu wird derzeit an einem neues Warenwirtschaftssystem gearbeitet – mit dem Ziel, „Intersys 8.0“ den Händlern im nächsten Jahr anbieten zu können.

Ziel: 2 bis 3% Plus

Zum Abschluss gab Roether noch einen Ausblick auf das ereignisreiche Sportjahr 2018: Dank der olympischen Winterspiele in Pyeongchang (9. bis 25. Februar) profitiere der Sport stark von medialer Präsenz. Dieses Mehr an Aufmerksamkeit gelte es, im Handel aufzunehmen, betont er. Echte Umsatzimpulse seien von der Fußball-WM in Russland zu erwarten. Diese könne den Erlebnisbereich Teamsport bis zu 15 % nach oben entwickeln und über alle Kategorien im Gesamtjahr ein Wachstum von 2 bis 3 % bringen. So laute auch das Umsatzziel für 2018, erklärte der Vorstandsvorsitzende. 



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