Die Zukunftsfrage für die Sport- und Outdoor-Branche! 16.02.2018, 08:12 Uhr

Abkupfern und imitieren oder innovieren und differenzieren?

Gerade ist die ISPO wieder zu Ende gegangen. Und wie jedes Jahr diskutiert die Branche über die Frage, wie unterscheidbar die Marken tatsächlich noch voneinander sind.
Philipp P. Prechtl, Bereichsleiter Sport, Mode und Lifestyle bei der Unternehmensberatung Dr. Wieselhuber & Partner
Eines ist klar: In einem zunehmend reifen Markt wird die Abgrenzung durch Produkte, sei es bei Bekleidung, Schuhen, Hartware oder sonstigem Equipment immer schwieriger.
Marke und Marketing gewinnen immer stärkere Bedeutung – und können auch den einen oder anderen Kollektionsfehler kaschieren. Jedoch nicht auf Dauer! Marke und Produkt müssen sich ergänzen. Dauerhafte Stärke ist ohne solide Marke nur mit guten Produkten oder mit starker Marke aber schwachen Produkten nicht zu haben.
Doch wie gut klappt dies heute bereits in der Sportbranche? Viele wichtige Innovationen sind bereits gemacht, neue Materialien werden immer atmungsaktiver, leichter, wasserdichter, flexibler etc.. Darüber hinaus werden jedes Jahr auf den Messen zahlreiche Innovationen und Neuerungen ausgezeichnet. Doch mal ehrlich, wie viele setzen sich davon durch und haben echte Endkundenrelevanz? Oder anders gefragt, wie kann es die Branche in Zukunft noch besser schaffen, echte und relevante Innovationen für den Markt zu „produzieren“. Ein Blick auf andere Branchen zeigt, dass es zum Beispiel in der Automobilbranche immer wieder gelingt, wirklich bahnbrechende Innovationen zu schaffen und erfolgreich differenzierend zu vermarkten – vom Paradebeispiel Apple einmal ganz zu schweigen. Es scheint also Unternehmen zu geben, die sowohl in der Sportbranche aber auch in anderen Industrien erfolgreicher und öfter Neuerungen hervorbringen, als andere – und das sind eindeutig nicht immer nur die großen Spieler“.
Daher stellt sich die Frage, wie Innovation systematisch und immer wieder mit Erfolg und eben nicht nur als „Glückstreffer“, „funktional optimierte Variante“ oder „intelligente Nachahmung“ funktionieren kann? Wie kann das kreative Potenzial der Mitarbeiter gehoben und gefördert werden? Welches Unternehmensklima ist dafür besonders förderlich? Für die individuelle Beantwortung dieser Fragen ist die Entwicklung einer spezifischen Innovations-Roadmap für Ihr Unternehmen gefragt. Idealerweise sind dabei folgende Eckpfeiler definiert und gehen in die Umsetzung:
  • Ihr Innovationsverständnis bzw. Ihre Innovationsziele für eine unternehmensweite Klarheit darüber, was Innovation in welchen Bereichen erreichen möchte.
  • Spezifische Kennzahlen, die mit der Innovation erreicht werden sollen, z.B. Anzahl angemeldeter Patente, Umsatz mit neuen Produkten etc..
  • Eine Innovationskultur, die offen und aufgeschlossen gegenüber Neuem ist und Spielraum für Ideen und auch Misserfolg zulässt.
  • Eine geeignete Innovations-Organisation mit klaren Rollen und Prozessen sowie geeigneten und ausreichenden Ressourcen.
  • Konkrete Innovationsprojekte, die für den Innovationserfolg bereits definiert wurden, in der Umsetzung bzw. geplant sind.
  • Und letztlich der Auf- bzw. Ausbau eines geeigneten IP-Managements zum möglichen Schutz der generierten Innovationen.
Wie dieser Plan für Ihr Unternehmen aussehen kann, hängt zum einen von Ihrer Ambition ab, d.h. möchten Sie „Innovationsführer“ der Branche sein bzw. werden oder genügt es Ihnen eher als „Follower“ aufzutreten? Und zum anderen natürlich von Ihrem heutigen Ausgangspunkt.
Prüfen Sie doch daher einmal selber kritisch in Ihrem Unternehmen folgende neun Fragestellungen:
  1. Haben wir eine klare Innovationsstrategie?
  2. Welchen Stellenwert und welche Durchsetzungsfähigkeit hat Innovationsmanagement bei uns?
  3. Wie gut sind wir in Bezug auf Innovationen in der Branche bzw. im Vergleich zu relevanten Wettbewerbern?
  4. Wie kreativ sind wir eigentlich bzw. nutzen wir die eigenen Ideen bereits ausreichend, inkl. eines gelebten „Stage-Gate-Prozesses“?
  5. Haben wir eine klare Organisation sowie einen sauberen Prozess, mit dem wir Innovationen angehen, entwickeln und verfolgen?
  6. Wie effizient läuft unser Entwicklungsprozess dabei heute bereits ab, d.h. wieviel stecken wir hinein und welchen Output erhalten wir?
  7. Verfügen wir wirklich über ausreichende und geeignete Mitarbeiter, um Innovationen zu entwickeln und zu fördern?
  8. Nutzen Sie die Möglichkeiten der Digitalisierung in diesem Zusammenhang bereits ausreichend, sowohl was neue Produkte und Prozesse zum Kunden, als auch interne Abläufe betrifft?
  9. Und last but not least: Wie veränderungsfähig und bereit für Innovation ist unsere Unternehmenskultur überhaupt?

Die Basis für zukünftigen Innovationserfolg ist aus unserer Erfahrung also immer ein Dreiklang aus a) unternehmerischer Willensbildung, b) geeigneten Strukturen, Prozessen und Systemen sowie c) der Verfügbarkeit ausreichender und geeigneter Ressourcen (monetär und vor allem personell). Sollten Sie im Rahmen der laufenden Kollektionsentwicklungen wieder einmal nicht so zufrieden mit den Ergebnissen der Produktentwicklung sein, prüfen Sie doch einmal auf Basis unserer neun Kernfragen, inwieweit Sie wirklich ausreichend gut aufgestellt sind oder anders ausgedrückt: ist Ihre Erwartungshaltung wirklich gerechtfertigt und passend zum vorliegenden System?
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Erfolg und viele erfolgreiche Innovationen für die Zukunft – idealerweise auf Basis eines systematischen Prozesses.



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