Größere Unternehmen sind aktiver 23.08.2021, 12:51 Uhr

Mittelstand hat Nachholbedarf in puncto Nachhaltigkeit

Eine repräsentative Befragung der DZ Bank zeigt, dass deutsche Mittelständler sich noch stärker für das Thema Nachhaltigkeit engagieren müssten. Weniger als jedes dritte Unternehmen berücksichtigt aktuell Nachhaltigkeitskriterien bei der Auswahl seiner Lieferanten.
Viele Unternehmen haben noch einen weiten Weg vor sich, um sich für die Nachhaltigkeitsanforderungen der Zukunft zu wappnen.
(Quelle: Shutterstock/Laymanzoom)
Deutsche mittelständische Unternehmen haben zwar schon erste Maßnahmen ergriffen, um ihren Ressourcenverbrauch zu verringern. Was jedoch die Themen Gleichstellung und Menschenrechte betrifft, sind viele Mittelständler noch nicht wirklich gut aufgestellt. Dies belegt eine repräsentative Sonderumfrage der DZ BANK, in der 1.000 Geschäftsführer und Entscheider zum Status quo in puncto Nachhaltigkeit in ihrem Unternehmen befragt worden sind.
Auch ein Blick auf die Lieferketten zeigt, dass viele Unternehmen noch einen weiten Weg vor sich haben, um sich für die Nachhaltigkeitsanforderungen der Zukunft zu wappnen. Mit 29 Prozent geben aktuell auffallend wenige Mittelständler an, Nachhaltigkeitskriterien bei der Auswahl ihrer Lieferanten zu berücksichtigen. Insbesondere die Bauindustrie hat Nachholbedarf, denn dort behalten bislang nur 20 Prozent im Blick, wie nachhaltig ihre Zulieferer sind.
Der Handlungsdruck für die Unternehmen ist jedoch groß, denn das von der Bundesregierung beschlossene Lieferkettengesetzt tritt zum 1. Januar 2023 in Kraft. Das Gesetz verpflichtet Unternehmen dazu, Sorge zu tragen, dass in ihren Lieferketten keine Menschenrechte verletzt werden oder die Umwelt Schaden nimmt. Nach dem Gesetz sind abhängig von der Beschäftigtenzahl zwar nur größere Unternehmen in der Pflicht, ihre Zulieferer zu überprüfen. Mittelbar sind jedoch alle Unternehmen betroffen, die beispielsweise Einzelteile für die Produktion dieser Unternehmen beisteuern.
„Für die Unternehmen ist es fünf vor zwölf. In den kommenden 15 Monaten müssen sie Abläufe schaffen, mit denen sie ihre Lieferanten prüfen und kontrollieren und im Ernstfall präventiv eingreifen“, erklärt Uwe Berghaus, Firmenkundenvorstand der DZ BANK. Das Lieferkettengesetz biete zudem auch die Chance, das eigene Geschäftsmodell für eine nachhaltige Wirtschaft fit zu machen und besonders innovative Lösungen könnten die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen steigern, so Berghaus weiter.
Sich für die Zukunft in puncto Nachhaltigkeit fit zu machen, kostet die Unternehmen jedoch auch viel Geld: Mehr als jeder zweite deutsche Mittelständler rechnet schon heute mit zusätzlichen Kosten. Vor allem das Baugewerbe (63 Prozent) und die Chemie- und Kunststoffindustrie (61 Prozent) sehen sich mit nachhaltigkeitsbedingten Mehrkosten konfrontiert. In der Chemie- und Kunststoffindustrie dürften sie vor allem mit dem hohen Energieverbrauch der Branche zusammenhängen.
Die Befragung zeigt jedoch, dass viele mittelständische Unternehmen bereits Maßnahmen ergriffen haben, um nachhaltiger zu werden. 77 Prozent der Unternehmen setzen heute schon auf Recycling und ein verbessertes Abfallmanagement, 76 Prozent treiben die Digitalisierung mit dem Ziel eines verringerten Ressourcenverbrauchs voran. Auch mit Energieeffizienz und Gebäudemanagement sowie mit Angeboten zur Gesundheitsförderung für Mitarbeiter befassen sich derzeit bereits fast drei von vier Unternehmen. Allerdings kümmert sich nur jeder Zweite derzeit darum, die Gleichstellung im Unternehmen voranzutreiben. Wie konsequent die Unternehmen das Thema Nachhaltigkeit angehen, hängt eng mit Branche und Firmengröße zusammen. Insgesamt sind größere Mittelständler tendenziell aktiver, was Nachhaltigkeit anbelangt, so das Ergebnis der Studie.
 



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