Von Kredit bis Schutzschirm 15.04.2020, 11:19 Uhr

Alle Möglichkeiten zur Finanzierung im Blick behalten

Wie kann ein Händler aktuell seine Liquidität sichern? Mit dieser Frage beschäftigten sich Experten der Unternehmensberatung Dr. Wieselhuber & Partner in einem Webinar – und rieten dabei, zweigleisig zu fahren.
(Quelle: Shutterstock / DesignRage)
Kaum eine Frage ist derzeit drängender als die, wie ein Händler jetzt seine Liquidität sichern kann. Die Hilfsmaßnahmen von Bund und Ländern sind bereits angelaufen, doch die zuständigen Stellen werden von einer Flut an Anträgen überrollt. Außerdem stellt sich für viele Händler die Frage, welche Gelder sie überhaupt beantragen können. In Zusammenarbeit mit der Unternehmensberatung Dr. Wieselhuber & Partner beschäftigte sich SAZsport mit diesem Thema.
„Viele der Händler, welche die Corona-Krise jetzt trifft, kommen völlig unverschuldet in einen Krisenmodus und müssen jetzt Mittel und Wege prüfen, die sie bislang gar nicht kannten“, erklärte Philipp Prechtl, Mitglied der Geschäftsleitung bei Dr. Wieselhuber & Partner, die Ausgangslage. „Das läuft von der Frage der Durchfinanzierung bis dahin, ob ein Schutzschirm möglicherweise ein relevantes Instrument ist.“
Quelle: SAZsport

Hürden auf dem Weg zur Förderung

Christian Groschupp, Leiter Finance bei Dr. Wieselhuber & Partner, sprach im Folgenden über Corona-Kredithilfen. „Es wurden in der Tat sehr hohe Programme aufgesetzt, doch der Knackpunkt ist, dass die Kreditvergabe derzeit im Hausbanken-Verfahren erfolgt“, erläuterte er. Damit habe sich der Prozess der Kreditbewilligung, der sehr schwerfällig sein könne, nicht verändert. Als „Nadelöhr für manche Unternehmen“ bezeichnete er die EU-Richtlinie für „Unternehmen in Schwierigkeiten“. Es gebe diverse Gründe, weshalb man bei den Hausbanken durch das Raster fallen könne, zum Beispiel wenn das Rating nicht gut genug ausfalle. Dann wären Sicherheiten von bis zu 40 Prozent des beantragten Kredits notwendig. Im Rahmen seiner Beratertätigkeit hat Groschupp außerdem die Erfahrung gemacht, dass sich Banken oft auf ihre guten Kunden konzen­trieren. Dass die Förderung nicht überall ankäme, wo sie nötig sei, habe er schon in der Finanzkrise 2009 festgestellt.
Als notwendige Schritte für die Händler nannte Groschupp, den eigenen Liquiditätsbedarf mindestens für die nächsten drei Monate inklusive der Hochlaufphase zu ermitteln, zu prüfen, ob alle Voraussetzungen für einen Kredit gegeben sind, dann mit der Hausbank abzustimmen, welche Dokumente vorgelegt werden müssen, und schließlich zusammen mit der Bank das konkrete Förderprogramm auszuwählen.

Alternative zum Kredit

Am realen Beispiel eines Unternehmens zeigte Volker Riedel (Partner bei Dr. Wieselhuber & Partner) auf, weshalb es sinnvoll sein, nicht allein auf KfW-Fördermaßnahmen zu setzen, sondern schon von Antragsstellung an zweigleisig zu fahren. „Es ist nicht absehbar, wie der Verbraucher reagiert, wenn die Geschäfte wieder öffnen können: Holt er jetzt Einkäufe nach? Beschränkt er sich weiter auf das Notwendige? Oder hat er bereits online seinen Bedarf gedeckt? Außerdem stellt sich die Frage, ob auch die Belieferung mit der nötigen Ware funktioniert.“ Zusätzlich kann die Bewilligung der Fördermittel einige Zeit dauern. Als Tipp gab Riedel mit, die nötigen Unterlagen schon vor offizieller Antragsstellung mit der zuständigen Stelle abzustimmen. Dadurch würde das Verfahren stark beschleunigt.
Alternativ biete sich, so Riedel, für einige Unternehmen auch ein Schutzschirm an, insbesondere dann, wenn das Unternehmen mit nennenswerten Cash-Positionen in das Verfahren gehen würde. Bei dem Schutzschirm handelt es sich nicht um eine Insolvenz in Eigenverwaltung oder ein Regelverfahren. Der Vorteil des Verfahrens ist, so der Experte, dass man den Rückbau an Flächen von vertraglichen Verpflichtungen oder auch den Abbau von Mitarbeitern mit besseren Optionen als außerhalb des Verfahrens durchführen kann. Wenn ein Händler bereits weiß, dass er vor einer Redimensionierung steht, wenn er also künftig nur mit weniger Filialen erfolgreich weiterarbeiten kann, dann ist der Schutzschirm ein Verfahren, das ihm Vorteile dafür bringt.
Wenn der Händler eine Absage zu den KfW-Fördermitteln erhält, ist der Schutzschirm eine legitime Option. Auch der Aufwand hält sich dann in Grenzen, denn die benötigten Unterlagen für einen Antrag entsprechen in etwa denen für die Fördermittel.
Ein Mitschnitt des Webinars kann unter info@wieselhuber.de angefordert werden. In der Fortsetzung des Webinars spricht Philipp Prechtl am 23. April ab 15 Uhr über den Weg zurück in die Gewinnzone. Nähere Informationen dazu finden Sie hier.



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