Stiftung Warentest 30.08.2016, 13:10 Uhr

Erneut Unmut über Warentest-Ergebnisse

In der aktuellen Ausgabe (09/2016) von Stiftung Warentest werden die Testergebnisse von 14 Funktionsjacken veröffentlicht.
Gewohnt provokant soll den Lesern vermittelt werden, dass die meisten Jacken – in diesem Fall elf – nach mehrmaligem Waschen nicht mehr wasserdicht sind. SAZsport bat deshalb die betroffenen Hersteller um ein Statement.


Simone Mayer (Maier Sports): „Mit großem Interesse und einer gehörigen Portion Verwunderung haben wir das Ergebnis des Funktionsjackentests der Stiftung Warentest im Zusammenhang mit unserer „Drava“-Jacke zur Kenntnis genommen. Wir respektieren die für uns nicht erfreulichen Ergebnisse der Stiftung Warentest in Bezug auf die Wasserdichtigkeit, wobei unsere Tests und Qualitätskontrollen bislang zu anderen Ergebnissen geführt haben, sodass wir auf die detaillierten Erkenntnisse der Berliner Organisation gespannt sind. Schließlich sind wir aufgeschlossen für konstruktive Kritik.

 
Ganz klar widersprechen müssen wir allerdings bei den Bewertungen der Atmungsaktivität, sprich des Feuchtigkeitstransports nach außen. Das Testverfahren, das die Stiftung Warentest hier angewandt hat, wird unserer innovativen Doppel-Membran-Konstruktion „System Dual Protection“ in keiner Weise gerecht. Unser System arbeitet mit zwei Membranen, die durch eine isolierende Luftschicht dazwischen getrennt sind. Diese Luftschicht reduziert einerseits die Bildung von Kondenswasser. Andererseits kann sie überschüssige und nicht sofort weitergeleitete Feuchtigkeit aufnehmen und zwischenspeichern, ehe sie durch die notwendige Temperatur- und Luftfeuchtigkeitsdifferenz durch die zweite Membrane nach außen abgegeben wird. Richtung Haut bleibt die Jacke spürbar trocken.


Sehr schade: Das „sehr gut“ für unsere PFC-freie Imprägnierung bei der Schadstoffbewertung und das „gut“ für den Tragekomfort werden bei der Gesamtbewertung leider nicht berücksichtigt. Erfreulich aber, dass die Warentester hier unsere herausragende Stellung zumindest betonen. Als Pionier in diesem Bereich werden wir unserem Nachhaltigkeitsanspruch gerecht, wie die Testergebnisse eindeutig belegen.


Im Rahmen unserer umfangreichen Schulungsmaßnahmen und weiterer Kommunikationswege werden wir unsere Fachhandelspartner weiter intensiv mit diesem Thema vertraut machen, damit diese kompetent auf etwaige Konsumentenanfragen reagieren können.


Benedikt Tröster (Vaude): „Wie bereits in der Fachexperten-Sitzung von 19. Januar angesprochen, halten wir den von Stiftung Warentest durchgeführten Regentest als nicht passend für Regenjacken. Dieser entspricht dem Standardtest für Berufsbekleidung (z.B. Fischer, Ölplattformen, Feuerwehr etc.) und nicht für Schutz vor Regen bei Freizeitaktivitäten. Die Wassermenge von 450 l Wasser pro Quadratmeter pro Stunde entspricht keinem normalen Regen. Die durchschnittliche Jahresniederschlagsmenge in Trier entspricht ca. 750 l/qm, die maximale gemessene kurzzeitige Regenmenge in Deutschland lag bei 260 l/qm (Füssen). Die allgemein übliche Definition für Regen lautet: 0,1 bis 0,5 mm leicht und 4 bis 10 mm stark.


Die von Stiftung Warentest gefundenen Mängel nach fünf Haushaltswäschen nehmen wir sehr ernst, auch wenn sie sich nicht mit unseren internen Ergebnissen oder Reklamationszahlen decken. Wir verkaufen die „Furnas“-Jacke seit mehreren Jahren in großer Stückzahl und haben bislang keine signifikanten Reklamationen durch Kunden erhalten. Wir gehen davon aus, dass es sich bei den an der getesteten Jacke aufgetretenen Qualitätsproblemen um einen Einzelfall handelt, wie er bei einer Produktion immer mal vorkommen kann, da viele Prozessschritte manuell oder halbautomatisch von Mitarbeitern unserer Partner durchgeführt werden. Im Falle einer Reklamation tauschen wir diese Jacke anstandslos um.
 

Des Weiteren ein paar Anmerkungen zu den Details: Die getestete „Furnas II“-Jacke ist noch mit einer C6-Imprägnierung versehen, ab Sommer 2017 ist sie PFC-frei wasserabweisend. Wir arbeiten seit langem aktiv am vollständigen Verzicht auf Fluorcarbone. Entscheidendes Kriterium ist die so genannte „Durable Water Repellency“ (DWR), also die dauerhafte Wasserabweisung. Trotz der hohen Energie, mit der wir den Ausstieg aus PFC vorantreiben, haben wir nach wie vor einige wasserdichte Produkte mit C6-PFC-Technologie im Sortiment. Wir konnten den Anteil aller wasserdichten und wasserabweisenden Bekleidungsprodukte (also alle Produkte mit DWR) in der Sommer 2017 Kollektion um 37 % im Vergleich zur Sommer 2016 Kollektion steigern.


Physikalische Eigenschaften: Die von Stiftung Warentest gefunden Ergebnisse hinsichtlich der Lichtechtheitdecken sich nicht mit den von uns in der Materialentwicklung ermittelten Werten. Wir gehen diesen Ergebnissen nach und haben dazu schon Kontakt mit unserem Materiallieferanten aufgenommen. Der gefundene Ret-Wert von 15,1 m² Pa/W liegt im normalen Bereich für diese Art von Jacke, auch hier arbeiten wir permanent daran eine höchstmögliche Atmungsaktivität zu erreichen ohne, dass andere physikalische Eigenschaften des Materials sich verschlechtern.


Nach der europäischen Norm EN 343:2003 („Schutzkleidung gegen Regen“) ist ein Produkt mit einer Wassersäule ab 800 mm „wasserdicht (Klasse 2)“ und ab 1.300 mm „wasserdicht (Klasse 3)“. Die Eidgenössische Materialprüfanstalt (EMPA) in St. Gallen in der Schweiz geht davon aus, dass ein Funktionsmaterial ab einer Wassersäule von 4.000 mm wasserdicht ist. Beim Sitzen auf feuchtem Untergrund wird ein Druck aufgebaut, der ca. 2.000 mm Wassersäule entspricht. Beim Knien in der Hocke drücken schon rund 4.800 mm Wassersäule auf die Bekleidung. Daher ist für uns die Wasserdichtigkeit bzw. die Wassersäule weiterhin eine wichtige physikalische Kenngröße."



Fabian Erhard (Mammut): Wir begrüssen es grundsätzlich, wenn unsere Produkte von unabhängigen Institutionen getestet werden. Die Methodik des vorliegenden Tests der Stiftung Warentest erstaunt uns jedoch sehr. Die Bedingungen, unter denen die Jacken getestet wurden, sind fernab von den Verhältnissen, die den Jackenträger in der Natur erwartet. Die Jacken mussten im Regenturm während einer Stunde einem künstlichen Regen von 450 l Wasser pro qm standhalten. Zum Vergleich: während eines Platzregens spricht der Deutsche Wetterdienst von 25 bis 30 Litern Wasser pro qm – das ist fast 20-mal weniger als im vorliegenden Test.
 

Fragwürdig ist weiter der Fokus auf die Verwendung von PFCs. Statt das Thema differenziert zu behandeln, werden die kritischen Aussagen von Seiten des Umweltbundesamts kommentarlos stehengelassen. Dadurch bleibt für den Leser des Testberichts völlig offen, warum ein Großteil der Branche weiterhin PFCs einsetzt. Das rückt Firmen wie uns, denen ein verantwortungsbewusster Umgang mit Chemikalien sehr wichtig ist, in ein falsches Licht.

 

Auch wenn wir die Methodik von Stiftung Warentest klar hinterfragen, nehmen wir den Testbericht als Feedback entgegen und werden mit eigenen Untersuchungen alles daransetzen, die Ergebnisse nachzuvollziehen. Wir hoffen, dass auch Stiftung Warentest unser Feedback ernst nimmt, künftig vergleichbare Produkte auswählt und diese unter realistischen Bedingungen testet. Mit der aktuellen Methodik ist für uns fragwürdig, ob die Qualität der Produkte auf faire Weise widergespiegelt wird.


Marco Zitzelsberger (Intersport/McKinley): „Wir stehen Produkttest von unabhängigen Institutionen wie Stiftung Warentest grundsätzlich sehr offen gegenüber, denn sie können Kunden wichtige Orientierungshilfen bieten und uns darüber hinaus konstruktive Kritik für unsere Produktentwicklung liefern. Deshalb nehmen wir die Ergebnisse ernst. Aus unserer Sicht ist beim vorliegenden Test allerdings keine Vergleichbarkeit der Jacken gegeben. Hier werden Jacken mit zum Teil deutlich unterschiedlichen Verkaufspreisen und Materialeigenschaften nebeneinandergestellt. So wird dem Kunden suggeriert, dass eine 70 EUR teure Jacke vergleichbare Ergebnisse wie eine Jacke für 360 EUR liefern könnte. Aus diesem Grund sind die Testergebnisse wenig überraschend.


Nur ein Beispiel: Die Gewinner-Jacke hat eine Wassersäule von über 25.000 mm, während unsere McKinley-Jacke 5.000 mm aufweist. Das ist keine objektive Messmethode, auch in Bezug auf die Atmungsaktivität. Wenn ein Großteil der Bewertungsnote aus den Material-Funktionen hervorgeht, ist es vorhersehbar, dass alle Jacken mit produktseitig weniger Funktion verlieren – auch wenn sie für das individuelle Bedürfnis des Kunden eventuell völlig ausreichend sind. Deswegen beurteilen wir den Test nach anderen Kriterien. So ist für uns beispielsweise das Ergebnis zur Passform der McKinley-Jacke sehr erfreulich. Außerdem bewerten wir die Schadstofffreiheit unserer Jacke als großen Erfolg. Das ist das Resultat unserer Bemühungen um mehr Nachhaltigkeit in der Produktion. Unverständlicherweise entspricht diese Wertung im Test leider nicht der Bedeutung, die Stiftung Warentest im dazugehörigen Artikel dem Umgang mit PFC’s einräumt. Das ist ebenfalls inkonsequent."


Claudia Pichler (Northland): „Wir finden es eigenartig, dass Stiftung Warentest bei diesem Test Äpfel mit Birnen verglichen hat. Stiftung Warentest hat uns im Februar gebeten, eine Regenjacke bis zu einem VK von 100 EUR für den Test „günstige Regenjacken zum Leichtwandern“ zu nennen. Wir hatten damals drei Modelle vorgeschlagen, weil wir zu diesem Zeitpunkt noch keine Teile der Kollektion Sommer 2016 auf Lager hatten. Darunter auch unser preisgünstiges Modell „RS XT 3000 Pelle Kapuzenjacke“ aus der 2015er-Kollektion, welches inzwischen im Handel gar nicht mehr verfügbar ist.

 
Weil nach günstige Regenjacken gefragt wurde, haben wir nicht unsere Top-Modelle mit Wassersäulen jenseits der 20.000 mm und hoher Atmungsaktivität mit einem VK von über 300 EUR vorgeschlagen. Gerne hätten auch wir ein High-End-Modell von uns genannt, doch, wie gesagt, das war nicht gefordert. Nun ist ein eine Jacke von einem Mitbewerber mit einem VK von 300 EUR (!!) (im Vergleich: unsere 139 EUR) Testsieger geworden. Komisch, der Testsieger hat eine Wassersäule von 28.000 mm und wird mit unserer preisgünstigen Jacke mit 3.000 mm verglichen? Dass man dabei die Atmungsaktivität bei unserem Modell bekrittelt, scheint irgendwie logisch. Und zu den Chemikalien, welche in der Imprägnierung gefunden wurden: Nun, die Jacke haben wir 2014 entwickelt, damals hatten wir noch eine C8-Imprägnierung. Seit diesem Jahr haben wir inzwischen - genauso wie rund 90 % unserer Mitbewerber - C6 (kurzkettige PFC-Verbindungen) in unseren Imprägnierungen. Künftig verwenden wir bei unseren Modellen „Bionic Finish Eco“ von der Rudolf Group.

 
Dieser Test war rein auf die Wasserdichtheit der Jacken ausgelegt, daher haben auch so viele so schlecht abgeschnitten (eigentlich haben alle 2-Lagen-Jacken mit Futter, bei denen die Taschen ja nicht auf-, sondern eingesetzt sind, ein Problem mit Wassereintritt)."


Julia Baumann (Marmot): „Grundsätzlich begrüßen wir Tests unabhängiger und kompetenter Verbraucherinstitute wie der Stiftung Warentest. Sie belegen die Qualität unserer Produkte und zeigen gegebenenfalls wichtigen Verbesserungsbedarf auf. Die Ergebnisse solcher Tests sehen wir als konstruktives Feedback für die Weiterentwicklung unserer Produkte und nehmen diese sehr ernst. Auch die kürzlich veröffentlichten Testergebnisse zu unserem „Southridge“-Jacket und die darin festgestellten geringen Mengen an langkettigen PFC nehmen wir mit Besorgnis zur Kenntnis und haben dieses Ergebnis unmittelbar an unsere Produktentwicklung zur Klärung weitergegeben.

 
Als eine verantwortungsvolle Marke haben wir uns zur Wahrung von hohen Standards im Bereich des Verbraucher-, Umwelt- und Mitarbeiterschutzes verpflichtet. Bereits seit Bekanntwerden der potenziellen Auswirkungen von PFC arbeiten wir in engem Schulterschluss mit der gesamten Industrie an der Umstellung auf umweltfreundlichere Alternativen.  Dieser Technologiewandel ist allerdings mit hohen Herausforderungen verbunden und braucht daher eine gewisse Übergangszeit.  Die Beibehaltung der Funktionalität unserer Produkte, die Sicherheit und Wetterschutz in extremen Situationen gewähren müssen, ist dabei für uns entscheidend.


Seit Herbst 2015 ist die erste Phase unserer „DWR Initiative“ abgeschlossen und unsere Produktion komplett PFOA-frei. Wir arbeiten aktuell daran, herauszufinden weshalb dennoch einige wenige langkettige (C8) Chemikalien in der getesteten Jacke gefunden wurden. Für die Sommer-2017-Kollektion werden bereits knapp 70 % unserer Produkte komplett PFC- frei hergestellt sein, ohne eine Auswirkung auf deren Funktionalität und Performance. Wir haben es uns als ehrgeiziges Ziel gesetzt bis 2019 all unsere Produkte komplett PFC-frei herstellen zu können.


Außerdem möchten wir auf die fraglichen Testbedingungen der Stiftung Warentest hinweisen.

Vergleichbarkeit der getesteten Jacken: Wie aus dem aktuellen Test ersichtlich ist, reicht die Preisspanne der getesteten Jacken von 72 bis 360 EUR. Es ist naheliegend, dass sich die Jacken nicht nur im Preis, sondern auch in ihrer Verarbeitung, Robustheit  und Wasserdichtigkeit  unterscheiden. So ist es keine Überraschung, dass die beste Funktionsjacke im Test zugleich die teuerste ist.

Realitätsferne Testbedingungen: Mit Erstaunen mussten wir auch feststellen, dass Stiftung Warentest, wie auch schon im Test 2012, die Jacken im „Regenturm“-Test erneut unter unrealistischen Bedingungen getestet hat. Natürlich müssen Outdoor-Jacken auch kräftigen Wolkenbrüchen standhalten und bei Regenmengen von 90 l/qm in der Stunde – das entspricht immerhin einem Monsun im tropischen Regenwald – noch trocken halten. Die getesteten Regenmengen von 450 l/qm kommen in der freien Natur allerdings nicht vor und führen Konsumenten nur in die Irre. Die Testbedingungen der Stiftung Warentest haben also nichts mit der Realität zu tun.

 
Als umweltbewusst agierendes Unternehmen lehnen wir ein „Wettrüsten“ in Bezug auf Regendichtigkeit strikt ab, da hiermit auch immer ein hoher, nicht vertretbarer Chemikalieneinsatz verbunden ist. Selbst die im Artikel herangezogene Expertin Frau Dr. Lena Vierke vom Umweltbundesamt wird mit den Worten zitiert: „Wägen Sie ab, wozu sie die Jacke brauchen. Für den Stadtspaziergang benötige ich nicht so leistungsstarke Kleidung wie für eine Arktisexpedition.“


Melanie Kuntnawitz (Jack Wolfskin): „Wie auch schon 2012 wendete die Stiftung Warentest zum Teil unkonventionelle Testmethoden an. So wird für die Simulation von Regen zur Überprüfung der Regendichtigkeit eine extreme Härteprüfung angewendet bei der 450 l Wasser pro Quadratmeter innerhalb einer Stunde auf die Jacken prasseln. Zum Vergleich: der Deutsche Wetterdienst legt Starkregen bei extremen Unwettern (Stufe 4) mit einer Niederschlagsmenge von mehr als 40 l/qm pro Stunde fest. Das bedeutet, dass die Stiftung Warentest die elffache Regenmenge von einem in Deutschland klassifizierten Starkregen bei der höchsten Unwetterstufe als Maßstab ansetzt. Die durchschnittliche Niederschlagsmenge in Deutschland betrug 688 l/qm – für das gesamte Jahr 2015. Wir freuen uns, dass die Stiftung Warentest unsere Einstiegs-Jacke als eine der besten Produkte im Test ansieht, auch wenn wir die Testkriterien vor allem hinsichtlich der Wasserdichtigkeit als unverhältnismäßig hart empfinden."


Anmerkung der Redaktion: Die Statements werden teilweise gekürzt wiedergegeben.