Schlechte Arbeitsbedingungen 12.12.2017, 11:41 Uhr

Decathlon reagiert auf Kritik

Der französische Sportartikelhersteller und -händler Decathlon lässt bereits seit den 1980er-Jahren ausschließlich in Asien fertigen. Die Wochenzeitung „Die Zeit“ kritisierte in einer Online-Reportage die Arbeitsbedingungen der Näherinnen bei Zulieferfirmen des Filialisten in Sri Lanka.
In seinem Sustainabiltiy Report versichert Decathlon, seine Produktionsstätten in Asien regelmäßig zu überprüfen.
(Quelle: Decathon/Screenshot)
„Wer Pech hat, muss hungrig nähen“ lautet der Titel der Reportage auf „Zeit Online“, der am 5. Dezember erschien. Autorin Karin Finkenzeller beschreibt in ihrem Artikel die sehr schlechten Arbeits- und Lebensbedingungen, unter denen die Näherinnen in Textilfabriken von Zulieferern des französischen Unternehmens zu leiden hätten. Sie lebten im Umkreis der riesigen Freihandelszonen des Inselstaates im Indischen Ozean in Baracken-Siedlungen, die dort für die vielen Beschäftigten eingerichtet wurden. Die Zimmer seien winzig und die Betten teilweise doppelt belegt: Wenn eine Frau zur Nachtschicht geht, legt sich die andere schlafen. Der Mindestlohn von 13.500 Rupien, umgerechnet ca. 77 Euro, reiche für den Lebensunterhalt kaum aus. Die Ernährung der Näherinnen, die teilweise noch minderjährig seien, wäre unzureichend und Anämie weit verbreitet. Alle Näherinnen, mit denen „Zeit Online“ sprach, müssten täglich mindestens zwei Überstunden machen, wer nicht direkt bei einem Zulieferer angestellt sei, sondern von einem Leiharbeitsvermittler angeheuert wäre, käme erst gar nicht in die Nähe von „theoretisch vorhandenen Arbeitsrechten“.
Dem Wunsch der Wochenzeitung, eine Zulieferfabrik in dem asiatischen Inselstaat offiziell zu besuchen, kam Decathlon nicht nach. „Unser Zulieferer möchte keine kurzfristen Besuche von – für ihn – unbekannten Journalisten“, wird Unternehmenssprecher Ludger Niemann in „Zeit Online“ zitiert. Das Unternehmen mache generell auch keine Angaben über die Namen seiner Zulieferfirmen, wie das beispielsweise bei Wettbewerbern wie Adidas oder Nike der Fall wäre. Laut Niemann werde bereits seit den 80er-Jahren ausschließlich in Asien für Decathlon gefertigt, um die Preise für die Sportartikel so niedrig zu halten.
Nun nimmt Decathlon auf seiner deutschen Website Stellung zu den Vorwürfen des Artikels auf „Zeit Online“. „Bei all unseren industriellen Partnerschaften, unabhängig vom Artikel, Produktionsort und Material, ist es uns wichtig, die Umwelt- und Sozialstandards einzuhalten und mit den für diese Anforderung passenden Lieferanten nachhaltig zusammenzuarbeiten“, versichert die Mulliez-Tochter. Dabei halte sie sich in ihrer gesamten Wertschöpfungskette an ihre “Interne Charta für soziale Verantwortung in der Produktion”, die auf die der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte und auf verschiedenen Konventionen der Internationalen Arbeitsorganisation der Vereinten Nationen (ILO) basiere. Jährlich sollen etwa 600 regelmäßige und unangemeldete Prüfungen der Produktionsstätten der Zulieferfirmen stattfinden, sowie über 1.000 Revisionen durch externe, zertifizierte Einrichtungen. Diese achten laut Decathlon insbesondere auf die Einhaltung des „Mindestlohns, geregelte Arbeitsstunden, Sicherheit sowie Jugend- und Gesundheitsschutz“.
Den Vorwürfen der „Zeit Online“ würde man nun nachgehen und von Decathlon-Teams überprüfen lassen. „Bis wir hierzu weitere Informationen vorliegen haben, veröffentlichen wir Informationen rund um unsere Nachhaltigkeitsarbeit und Standards auf unserem öffentlich zugänglichen Sustainability Report, durch welchen wir mehr Transparenz schaffen möchten“, verspricht Decathlon. In diesem Report versichert das französische Unternehmen, dass sie es sich zur Aufgabe gemacht hätte, sicherzustellen, dass seine Arbeitsbedingungen unabhängig vom Herstellungsort sowohl den aktuellen Vorschriften als auch seinen eigenen Anforderungen entsprächen. Wie diese allerdings aussehen, lässt Decathlon offen.
 


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