Von linear zu zirkulär
18.11.2025, 16:39 Uhr
Projekt Retrakt zeigt Wege zur Kreislaufwirtschaft in der Textilbranche
Das Forschungsprojekt Retrakt untersucht, wie Unternehmen der Textil- und Bekleidungsbranche den Übergang von linearen zu zirkulären Produktionsprozessen erfolgreich gestalten können. Im Fokus stehen die Mitarbeitenden, die den Wandel resilient umsetzen sollen.
Mitarbeitende werden bei Retrakt aktiv in die Umstellung auf kreislauffähige Prozesse eingebunden und lernen, neue Abläufe flexibel und lösungsorientiert zu gestalten.
(Quelle: RWTH Aachen University)
Jährlich fallen weltweit 120 Millionen Tonnen Textilmüll an, von denen bislang nur ein Prozent recycelt wird. Im Zuge des European Green Deal hat sich die Europäische Union das Ziel gesetzt, bis 2050 der erste klimaneutrale Kontinent zu werden. Retrakt – „Resilientes Transformationsmanagement zur Kreislaufwirtschaft in der Textilindustrie“ – setzt genau hier an.
Das Projekt untersucht, wie der Wandel in Unternehmen praxisnah umgesetzt werden kann, und stellt die Mitarbeitenden in den Mittelpunkt. „Viele Hersteller fühlen sich von den neuen Gesetzen überfordert. Retrakt entwickelt modellhaft eine Vorgehensweise, die später auf weitere Unternehmen übertragbar ist“, erklärt Prof. Thomas Mühlbradt von der FOM Hochschule.
Mitarbeitende als zentrale Experten
Kern des Ansatzes ist das Resilience Engineering: Mitarbeitende lernen, flexibel und lösungsorientiert mit neuen Situationen umzugehen. Ergänzt wird dies durch ein strukturiertes Compliance Management, das die Anforderungen der EU-Ökodesign-Verordnung für Textilien und Bekleidung auf die Unternehmensprozesse überträgt.
Wissenschaftler aus Arbeitsforschung, Soziologie und Innovationsforschung arbeiten eng mit Praxispartnern zusammen. Ziel ist es, innovative Methoden zu entwickeln, die den Transformationsprozess in den Betrieben begleiten und die Teams befähigen, die Kreislaufwirtschaft nachhaltig umzusetzen.
Digitale Plattform für Wertschöpfungsketten
Eine digitale Kooperationsplattform soll künftig auch den digitalen Produktpass für Textilien abbilden und die internationale Zusammenarbeit in Wertschöpfungsketten unterstützen. Nicole Espey vom Institut für Textiltechnik der RWTH Aachen: „Die Transformation eröffnet Chancen für hochwertige Arbeitsplätze in der Textil- und Bekleidungsbranche.“
Die Erfahrungen aus Retrakt sollen nicht nur für die Textilbranche, sondern auch für andere Industrien nutzbar sein, um zirkuläre Wertschöpfungsketten europaweit zu etablieren. Das Projekt verdeutlicht die komplexen Herausforderungen: Allein in der EU fallen jährlich 12,6 Millionen Tonnen Textilmüll an, bei 1,5 Millionen Beschäftigten in rund 160.000 Unternehmen.