Sporthandelskongress 2022
17.11.2022, 07:39 Uhr

Personalnot in der Sportartikelbranche: Wie und wo findet man gute Mitarbeiter?

Von der Denkweise der GenZ über Arbeitswelten der Zukunft bis hin zur Erörterung der größten Herausforderungen der Sportbranche in Bezug auf HR-Themen – darüber sprach SAZsport Redakteurin Susa Schreiner in ihrem Panel beim Sporthandelskongress 2022.
(Quelle: Sporthandelskongress/Jacklin Fotos.com)
Im Einzelhandel und in der Industrie sehen sich Personalverantwortliche enormen Herausforderungen und Aufgaben gegenüber. Die Branche benötigt dringend neue Ansätze und neue Anreize, um den veränderten Ansprüchen der jungen Generationen gerecht zu werden. Wie tickt die GenZ? Welche Maßnahmen helfen Teams mit einem Generationenstretch? Wo findet man gute Fachkräfte? Wie geht man auf potenzielle Auszubildende zu? Wie kann man gute Mitarbeiter motivieren und binden?

Darüber diskutierten:
Rüdiger Maas: Diplom Psychologe und Generation Z & Generation Alpha Experte: Maas hat zusammen mit seinem Bruder Hartwin Maas 2017 das private Institut für Generationenforschung in Augsburg gegründet. Zahlreiche Studien wurden seither durchgeführt und viele Sachbücher, allesamt Spiegel Bestseller geschrieben.

Florian Steinberger: Managing Partner Zentraleuropa bei SRI , einer globalen Boutique-Unternehmensberatung, spezialisiert auf Executive Search und HR-Consulting. Herr Steinberger arbeitet von München aus. Florian Steinberger ist ein Experte unter anderem für Mode- und Sportbranche.

Thomas Klein: Personalmanager Sport Conrad. Thomas Klein ist seit 2019 bei Sport Conrad. Davor war Thomas in mehreren Führungspositionen in der Sportbranche tätig. Sport Conrad bildet aktuell rund 20 Auszubildende, ausschließlich in kaufmännischen Berufen, aus. Bei rund 100 Mitarbeiter in allen Filialen bedeutet das: fast jeder Fünfte/jede Fünfte ist ein Azubi.


Zusammenfassung der 45-minütigen Gesprächsrunde

Der Personalmangel hat die Sportbranche schon vor der Pandemie beschäftigt, doch mittlerweile ist dieser zu einem echten Problem und einer riesigen Herausforderung geworden. Dementsprechend war das Thema eines der zentralen auf dem Sporthandelskongress. In einer Diskussionsrunde besprachen Florian Steinberger, Head of DACH des Personalberatungsnetzwerks SRI, Thomas Klein, Personalchef bei Sport Conrad und Rüdiger Maas, Gründer und Vorstand des Instituts für Generationenforschung, welche Stellschrauben gedreht werden müssen, um bei der Personalfindung (wieder) erfolgreich sein. Moderiert wurde das Panel von Susa Schreiner (SAZsport).
Die Generation Z, also die Jahrgänge, die ab Mitte der 90er-Jahre, um das Millenium herum und Mitte der Nuller Jahre geboren wurde, strömt auf den Arbeitsmarkt, und deren berufliche Möglichkeiten sind vielfältig. „Es ist wahnsinnig komplex geworden, diese Generation zu überzeugen, deren Sprache zu sprechen“, hat Steinberger beobachtet. Und Maas ergänzte: „Viele jungen Leute haben den Wunsch, Teilzeit zu arbeiten. So ein Denken kann nur passieren, wenn ich gesättigt aufwachse, wenn ich es (Anm. d. Red.: Vollzeit arbeiten) nicht nötig habe.“ Klein kennt diese Herausforderungen aus seinem Alltag. Er sehe diese aber auch als große Chance und berichtete: „Wir versuchen, für die jungen Leute schon sehr früh Kontaktpunkt zu sein – zum Beispiel bei Berufsorientierungsveranstaltungen oder Zukunftsmessen.“
Der Sporthandel habe gerade in der Outdoor-Branche die Möglichkeit, den jungen Leuten zu geben, was viele von ihnen suchten: Erlebnisse wie durch Projektarbeiten. Zumal viele jungen Leute Skifahrer, Biker, Kletterer seien. 20 Prozent der Mitarbeiter bei Sport Conrad sind im stationären Handel Auszubildende. Das heißt, dass diese viele Gleichgesinnte neben sich hätten, bemerkte Klein. Deren Führungskräfte seien maximal zehn bis 15 Jahre älter, die verstünden deren Bedenken, Ängste und Nöte. Natürlich müsse man als Arbeitgeber gewisse Trends wie flexible Arbeitszeiten mitgehen und dementsprechend versuchen, das Flächenmanagement zu gestalten. „Wir setzen also voll auf Community, das Gemeinschaftserlebnis“, betonte Klein.

Doch woran liegt es überhaupt, dass auch die Sportbranche Probleme bei der Mitarbeitergewinnung hat? „Wir stehen in Konkurrenz zu anderen Branchen“, meinte Steinberger dazu. Weitere Hürden seien im Vergleich Vergütungs- und Arbeitszeitenmodelle, über die nachgedacht werden müsste – egal ob im Einzelhandel oder in der Industrie. Durch die Pandemie hätten sich die Prioritäten der Arbeitnehmer massiv verändert, es gäbe da einen extremen Wertewandel. Das Top-Thema sei die Work-Life-Balance: Wie kann ich meine Arbeit mit meinem Familienleben kombinieren? In früheren Zeiten sei der Fokus daraufgelegt worden, wie schnell auf der Karriereleiter nach oben geklettert und wie viel Geld verdient werden könnte.
„Wir müssen als Unternehmen einen individuellen Rekrutierungsmix finden – und wir sprechen dabei von der Generation Berufseinsteiger bin hin zu 60plus “, betonte Steinberger. Generationenforscher Maas ergänzte dazu: „Wir wissen, dass fast keine Entscheidung von jungen Menschen getroffen wird, ohne die Eltern mit einzubinden. Das heißt, dass man auch über die werben kann.“
Viele Unternehmen hätten tatsächlich schon positive Erfahrungen mit Stellenanzeigen via Ebay oder Facebook gemacht. Maas verwies aber auch darauf, dass es einfach weniger Nachwuchskräfte gebe (aufgrund des demografischen Wandels). Da müsse man als Unternehmen darauf schauen, ob man die Prozesse nicht effizienter gestalte, weil man für eine bestimmte Position keine neuen Leute mehr bekomme. Thomas Klein von Sport Conrad empfahl, schnell in diesem Bewerbungsprozess zu agieren. „Mittlerweile sind Bewerber fast erstaunt, wenn man schon ein, zwei Tage nach Erhalt der Bewerbung als Unternehmen anruft“, berichtete er. „Aber: Es kann natürlich auch sehr schnell sein, dass von deren Seite eine völlige Kehrtwende gemacht wird, weil es mehrere Optionen gibt.“
Quelle: Sporthandelskongress/Jacklinfotos.com
Eine Zusammenfassung von Highlight-Themen des Sporthandelskongress 2022 sowie viele Bilder gibt es in der kommenden SAZsport Ausgabe 10/2022, die am 28. November 2022 zum Messestart der ISPO by Munich auf den Markt kommt.


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Auch 2023 wird es wieder einen Sporthandelskongress mit vielen spannenden Themen geben. Themen, die für die Branche (sowohl Handel als auch Industrie) wichtig sind – sowohl mit aktuellem Hintergrund als auch mit Zukunftsperspektiven.

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