„Die Erde ist unsere einzige Anteilseignerin" 15.09.2022, 09:14 Uhr

Patagonia-Gründer stiftet sein Unternehmen an den Klimaschutz

Der kalifornische Outdoor-Hersteller Patagonia gibt neue Eigentümerverhältnisse bekannt. Gründer Yvon Chouinard übergibt das Unternehmen an zwei Stiftungen, die sich dem Klimaschutz verschrieben haben. Die Führung des Unternehmens bleibt davon unberührt.
Ein Geschäftsmann wider willen: Yvon Chouinard.
(Quelle: Patagonia)
Seit seiner Gründung vor rund 50 Jahren hat sich der US-amerikanische Outdoor-Ausrüster Patagonia dem Thema Nachhaltigkeit verschrieben und ist dabei teilweise äußerst ungewöhnliche Wege gegangen, um die Öffentlichkeit darauf aufmerksam zu machen. So schaltete das kalifornische Unternehmen beispielweise im Jahr 2011 eine ganzseitige Anzeige in der „New York Times“, in der es unter dem Titel „Don’t buy this Jacket“ dazu auffordert, vorhandene Kleidung stattdessen zu reparieren zu lassen, zu recyceln oder länger zu tragen.
Die Idde für den Unternehmensnamen Patagonia kam Gründer Yvon Chouinard bei einer Reise durch die Region Patagonien in Südamerika.
Quelle: Shutterstock/sylv1rob1
Nun überträgt die Unternehmerfamilie Chouinard, die aus Gründer Yvon Chouinard, seiner Frau und zwei erwachsenen Kinder besteht, ihr Eigentum, das mit rund 3 Mrd. USD bewertet wird, an einen eigens gegründeten Trust und eine gemeinnützige Organisation. Mit sofortiger Wirkung gehen alle Eigentumsrechte an den Patagonia Purpose Trust und das Holdfast Collective. Mit diesem Schritt will der heute 83-jährige Chouinard, der laut eigenen Aussagen nie ein Geschäftsmann sein wollte, „die Erde zur einzigen Anteilseignerin“ machen. Künftig soll jeder Dollar, der nicht in das Unternehmen reinvestiert wird, als Dividende zum Schutz des Planeten ausgeschüttet werden. Dabei rechnet man mit einer jährlichen Ausschüttung von etwa 100 Mio. USD, abhängig von der wirtschaftlichen Entwicklung des Unternehmens.
Mit dieser auffälligen Anzeige in der "New York Times" machte Patagonia 2011 auf den Umweltschutz aufmerksam - kurbelte damit aber kurioserweise selbst seine Verkäufe an.
Quelle: Patagonia

Die Erde wird einzige Anteilseignerin

„Es ist ein halbes Jahrhundert her, dass wir unser Experiment für ein verantwortungsvolles Wirtschaften begonnen haben. Wenn wir darauf hoffen wollen, in 50 Jahren einen lebenswerten Planeten zu haben, müssen wir mit den uns zur Verfügung stehenden Ressourcen alles unternehmen, was wir können. Als Geschäftsmann, der ich nie sein wollte, übernehme ich Verantwortung. Anstatt die Natur für den Profit auszubeuten, nutzen wir den Reichtum, den Patagonia schafft, um die Quelle allen Reichtums zu schützen: Die Natur. Wir machen die Erde zu unserer einzigen Anteilseignerin. Es ist mir todernst mit der Rettung dieses Planeten“, begründet Chouinard den Schritt, sein Unternehmen an die zwei Stiftungen zu übergeben.
 
Die Übergabe soll jedoch keine Veränderungen an der Unternehmensführung zur Folge habene. Ryan Gellert bleibt weiterhin CEO, und die Familie Chouinard wird auch künftig im Vorstand von Patagonia sitzen, zusammen mit Kris Tompkins, Dan Emmett, Dr. Ayana Elizabeth Johnson, Charles Conn, Vorsitzender des Vorstands, und Ryan Gellert. Die Leitung des Patagonia Purpose Trust, der kontrollierende Gesellschafter des Unternehmens ist, obliegt der Familie Chouinard. Sie wählt auch den Vorstand von Patagonia und wird die Umweltschutzbemühungen des Holdfast Collective begleiten.
 
„Wir hoffen, dass diese neue Struktur zu einer neuen Art des Wirtschaftens inspiriert, bei der die Menschen und der Planet an erster Stelle stehen“, erklärt Ryan Gellert, CEO und Vorstandsmitglied von Patagonia.

Erste Kletterhaken entstanden im Eigenbau

Der begeisterte Kletterer Yvon Chouinard hatte bereits 1957 damit begonnen, sich selbst das Schmiedehandwerk beizubringen und stellte erste Kletterhaken im Eigenbau her. Das sprach sich herum, sodass Chouinard so quasi ins Geschäft schlitterte. Daraufhin richtete er in Burbank, im Hinterhof seines Elternhauses, den ersten kleinen Laden ein. 1965 wurde das Unternehmen Chouinard Equipment gegründet, dass sich bis 1970 zum größten Anbieter von Kletterzubehör in den USA entwickelt hat. Zugleich wurde man damit aber auch zum Umweltsünder, da mit der Ausrüstung der Fels beschädigt wurde. Chouinard beschloss daraufhin, das Geschäft mit den Schlaghaken zu minimieren. Das war sein erster großer Schritt für den Umweltschutz, den er bis heute verfolgt hat.
Was genaue Geschäftszahlen betrifft, hält sich das Unternehmen bedeckt. Für 2020 wurde ein Umsatz von mehr als 1 Mrd. USD kommuniziert. Insgesamt beschäftigt man rund 1.500 Mitarbeiter. In Deutschland betreibt man zwei Flagship-Stores in München und Berlin.



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