Großes Forum: Bei Herstellern nachgefragt 05.05.2020, 11:30 Uhr

Wie Lieferanten von Corona betroffen sind (Teil 2)

SAZsport wollte von den Herstellern wissen, wie sie aktuell von Corona betroffen sind und fast 100 Lieferanten haben geantwortet. Es folgt der zweite Teil unseres großen Forums mit ausgewählten Antworten auf wichtige Fragen.
(Quelle: Shutterstock/August_0802)
SAZsport fragte:
Wie sind Lieferanten aktuell von Corona betroffen?
SAZsport befragte Hersteller, wie ihr Unternehmen und ihre Fabriken derzeit von Corona betroffen sind? Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit dem Handel im Moment? Wie konnten Lieferanten die Frühjahr-/Sommerkollektion ausliefern und wie planen sie mit der Herbst-/Winterkollektion?
Hier einige ausgewählte Antworten auf diese Fragen (Stand: 10.4.2020).

Martin Riebel, Deuter.
Quelle: Deuter
Martin Riebel, Deuter

Das Coronavirus und die daraus entstehenden wirtschaftlichen Folgen treffen uns und unseren Kunden den Sportfachhandel sehr. Wir sind wie alle Sportartikellieferanten stark betroffen. Bei Deuter in Gersthofen haben wir seit 01.04.2020 Kurzarbeit in einigen Bereichen. Bei unserer Fertigung in Vietnam läuft bis jetzt noch alles relativ geordnet. Aber auch hier ist jeder Tag jetzt spannend. da wir mit und von unseren Sportfachhändlern leben und mitleiden. Im Rahmen unserer Möglichkeiten nähen wir in unserem Reparaturservice in Gersthofen Schutzmasken.Ebenfalls engagieren sich Kolleginnen und Kollegen in ihrer Freizeit und nähen ebenfalls Schutzmasken, spenden Stoffe und helfen bei Nachbarschaftshilfen. Es finden täglich Gespräche zwischen dem Außendienst und unseren Händlern statt. Mit den großen Verbänden haben bereits Telefonate mit der Geschäftsleitung und unseren Keyaccountmanagern stattgefunden. Wir unterstützen den Handel, wo es geht und suchen gemeinsam nach Indiviuallösungen. Die Frühsjahrskollektion ist bereits ausgeliefert und bei der Herbst/Winterkollektion verschieben wir je nach Wunsch den Liefertermin.

Jochen Lagemann, Primaloft.
Quelle: Primaloft
Jochen Lagemann, Primaloft

Als Ingredient Brand analysieren wir sowohl die Lage unserer Marken-Kunden, der Händler und als auch unsere Unternehmenslage. Für unsere eigene Produktion ist derzeit nur das Werk in Italien geschlossen, alle anderen Produktionsstätten weltweit laufen normal. Wir versuchen eng mit unseren Marken-Kunden die Situation zu besprechen und gemeinsam zu adaptieren. Wir versuchen bei der Beschaffung von Schutzausrüstung zu helfen. Teilweise wurden die Ordervolumen für Herbst-/Winter 2020 angepasst. Unsere derzeitige Schulungstour im Handel und auch die Banff Mountain Film Tour in Kooperation mit Vaude und örtlichen Händlern mussten wir bis auf weiteres auf Eis legen. Wir wollen den Handel unterstützen mit Innovation, Differenzierung und Kompetenz-Schulung. Zudem wollen wir mehr Video-Meetings und weniger Geschäftsreisen.

Petra Gumpoltsberger, Löffler

Wir produzieren Gesichtsmasken der Klasse FFP1 und arbeiten an der Erstellung partnerschaftlicher Lösungen für den Sportfachhandel. Die Frühjahr-Sommer-Kollektion wurde vor der Krise zu 65 Prozent ausgeliefert, auch die Vororders für Herbst/Winter 20/21 sind bereits im Haus. Die Corona-Krise bestätigt unseren Weg der regionalen und nachhaltigen Produktion in Österreich und Europa. Kurze Lieferketten sowie regionale Beschaffung kommen uns als Hersteller im Moment zugute. 

Martin Hannemann, Reusch
Quelle: Reusch
Martin Hannemann, Reusch

Durch Schließung des stationären Handels kam ein erheblicher Teil unserer Tätigkeit und damit der verbundenen Umsätze zum Erliegen. In Bezug auf Produktion und Lieferungen für den kommenden Winter sind wir im grünen Bereich und gut gerüstet. Bisher machen wir die positive Erfahrung, dass wir immer gemeinsam eine partnerschaftliche Lösung gefunden haben, welche für beide Seiten im Rahmen der gegebenen Situation zufriedenstellend ist. Wir unterstützen unsere Partner dahingehend, dass wir aktuelle Liefertermine verschieben und Valuta beziehungsweise Zahlungsaufschub bei noch nicht verkaufter Ware gewähren. Wir konnten einen Großteil der Torwartkollektion ausliefern und haben für die noch ausstehenden Orders partnerschaftliche Lösungen gefunden, welche eine spätere Lieferung vorsehen. In Bezug auf die Winterauslieferungen sind wir aktuell grundsätzlich "im Plan", werden uns aber selbstverständlich im Rahmen der gegebenen Situation, immer wenn notwendig, auf eine partnerschaftliche Lösung mit den Händlern verständigen. Das Ende der Krise ist momentan nicht absehbar.

Thomas Syring, Thule
Quelle: Thule
Thomas Syring, Thule

Wir am Standort Deutschland sind im Vertrieb und im Werk seit dem 1.4. in Kurzarbeit. Weltweit haben wir unsere Produktion den individuellen Gegebenheiten angepasst. Der Online-Handel ist sowohl positiv als auch negativ. Das hängt davon ab, in welchen Segmenten man aktiv ist. Die Zusammenarbeit mit den Händlern ist aktuell recht einfach, da wir den Bedarf der aktiven gut abdecken können. Ein Kerntermin ist in der Auftragsbearbeitung und dem Kundendienst erreichbar Wir werden mit gezielten Sales-Aktionen auf den Handel zugehen und den Bedarf planvoll unterstützen. Die Frühjahr-/Sommerkollektion konnte zum Großteil ausgeliefert werden. Herbst-/ Winterkollektion ist in unserem Fall nicht so gewichtig. Hier werden wir individuelle Lösungen mit den Händlern besprechen. Aus heutiger Sicht sind wir sehr gut aufgestellt und werden keine Änderungen vornehmen müssen.

Ulf Lunge, Lunge

Unsere Fabrik in Deutschland produziert weiter. Wir stellen auch einfache Gesichtsmasken her. Nur unsere Fachhändler nehmen gerade nichts ab. Wir zahlen unsere Mieten. Wir legen bei Kurzarbeitergeld über 20 Prozent drauf und vertrauen auf staatliche Hilfszusagen. Wir produzieren Schutzmasken und versuchen eine Maschine für einfache Masken mit FFP2 Filter zu bauen. Es gibt Fachhändler mit Abhol-, Liefer- und Versandservice. Die bestellen auch weiterhin. Eine hohe Spanne auch bei Nachordern bedeutet eine hohe Drehzahl. Wir waren oft ausverkauft. Wir stocken jetzt unsere Warenverfügbarkeit um 10.000 Paar bis Jahresende auf. Wir haben nur Langläufer-Artikel. Abschriften gibt es für den Händler nicht. Wir geben eine Abverkaufs-Garantie und nehmen auch zurück. Die Händler unterstützen wir mit: Online-Händlershop und Videoschulung. Aufgrund unseres lückenhaften Fachhändlernetzes liefern wir auch via Webshop und ins Ausland. Wenn der Verkauf nicht im Mai spätestens startet, werden viele Händler das Waterboarding nicht überleben. Nach der Corona-Krise werden wir uns mit Partnerbetrieben sicherer und leistungsfähiger aufstellen. Wir werden mit anderen Produzenten im Netzwerk arbeiten. Spezialisten werden uns zuarbeiten. Alles wird schneller, und wir werden besser werden. Es wird zu einer Marktbereinigung kommen. Billigkonzepte werden zugunsten von Leistungskonzepten weichen. Der Handel und die Verbände setzen noch zu stark auf Preis und Umsatz statt Rentabilität, das rächt sich in der Krise. Denn der Kunde lässt sich Erlebniskonzepte und besondere Fachberatung etwas kosten.

Laut Herstellerumfrage von SAZsport (n=85) waren Kurzarbeit, Homeoffice und die Verluste bei den stationären Händlern und auch den Online-Händlern, die größten Faktoren bei den Lieferanten in Zeiten von Corona.
Quelle: SAZsport

Christophe Weissenberger, Uvex 

Allen Unternehmen, die keine Produkte im Bereich Hygiene oder medizinische Schutzausrüstung anbieten, stellt die jetzige Situation eine große Herausforderung dar. Da unsere Produkte „Made in Germany“ sind, haben wir keine Probleme in unseren Fabriken. Wir haben sowohl bei Uvex, als auch bei ALPINA über den Vertriebsinnen- sowie Außendienst einen intensiven und sehr guten Austausch über Lösungen in der aktuellen Krise, um optimal für das Öffnen der Geschäfte gerüstet zu sein. Als Unterstützung der Händler bieten wir an, offene Aufträge zu verschieben und Zahlungsziele zu verlängern. Die Frühjahr-/Sommerkollektion konnten wir sehr gut ausliefern. Wir haben keinen eigenen Onlineshop und vertreiben nicht direkt an Endverbraucher. Die Krise wird deutlich länger anhalten, als dass stationäre Geschäfte ab Ende April/Anfang Mai teils wiedereröffnen können. Ob wir maßgebliche Veränderungen nach der Krise vornehmen werden, wissen wir noch nicht, weil wir noch nicht die durchschlagenden Auswirkungen dieser Krise kennen können. Wir werden jedoch unsere Made in Germany-Strategie noch stärker fokussieren und sind somit auf dem absolut richtigen Weg, solche Krisen besser meistern zu können.

Stefan Sponer, Head Swimming

Head Swimming hat das zentrale Lager für Europa in Italien und darf mindestens bis 18. April keine Produkte ausliefern. Das ist das absolute Worst-Case-Szenario. Head Swimming und Mares haben eine FullFace-Maske, die mit einem Adapter so umgebaut wurde, dass diese Maske in Krankenhäusern verwendet werden kann. Wir haben viele Masken gespendet! Es gibt Gespräche, wie man gemeinsam diese Phase durchstehen kann. Mit den Händlern gibt es bis dato auf beiden Seiten viel Verständnis, und mit Kreativität und Partnerschaft kann man die Probleme aktuell noch lösen. Head Swimming betreibt keine B2C Aktivitäten. Dies ist schon mal eine große Hilfe für den Handel, dass wir nicht in dieser Phase auch noch zusätzliche Konkurrenz aufbauen. Wir werden mit allen Händlern einen Action Plan aufstellen, der dann exekutiert werden wird. Die FS Auslieferung stand bei uns noch an. Aktuell liefern wir nicht aus. Als 24/7 Lieferant sind wir glücklicherweise nicht so stark wie andere Sortimente von der VO im HW abhängig. Wir agieren immer extrem fachhandelsorientiert, dies werden wir beibehalten. Direkt wird sich die Corona-Krise auf unsere Neueinführung von Produkten für das Jahr 2021 auswirken. Wir denken auch, dass wir länger wie ein Jahr gemeinsam benötigen werden, bis es wieder einen normalen Ablauf (Zeitpläne, Lieferungen etc.) geben wird. Die Folge-Probleme sind wohl nicht vorhersehbar. Es ist wohl auch von Warengruppe zu Warengruppe unterschiedlich. Wünsche? Zukunftsforscher sagen eine Veränderung der Gesellschaft im Allgemeinen voraus. Es kann wohl passieren, dass das Rad der Globalisierung etwas zurückgedreht werden wird. Allerdings wollen viele Menschen möglichst schnell in die eigene Komfortzone zurückkehren, und dann wird sich meist nichts oder wenig ändern.

Michael Sieber, Ortovox

Wir stehen aktuell in engem, persönlichen Austausch mit unseren Handels-Partnern, um gemeinsam die Situation anzupacken, Fragen zu klären. Mit der Aktion "Support Your Local Ortovox Dealer" gehen seit Anfang April 25 Prozent der Umsätze unses Online-Shops an unsere Fachhandels-Partner, um diese bestmöglich zu unterstützen. Die Entscheidung, welchem Händler dieser Anteil zukommt, liegt beim Kunden und erfolgt über ein Coupon-System. Die Auslieferung der Frühjahr/Sommer-Kollektion lief gut, weil sie größtenteils noch vor der Krise stattfand. Für die Herbst-/Winterkollektion ist es zum jetzigen Zeitpunkt noch zu früh, um genaue Aussagen machen zu können. Das hängt von der Entwicklung der Situation ab. Allerdings überlegen wir, die aktuelle Saison zu verlängern, um den Warendruck nicht zusätzlich zu erhöhen

Ingo Jost, L-Fashion (Luhta, Dachstein)

Unsere Lieferanten in Asien operieren fast so, wie vor der Corona-Krise. Wir erwarten keine dramatischen Lieferprobleme und werden auch die sp/s'21 Samples rechtzeitig erhalten. Der Kontakt zum Händler ist stark reduziert, und es wird wenig über die Perspektiven und konstruktive Maßnahmen nach der Krise gesprochen. Wir versuchen partnerschaftliche Lösungen zu finden. Da wir alle von der Krise bedroht sind, müssen die finanziellen Engpässe gemeinsam gelöst werden, etwa durch ein verlängertes Zahlungsziel. Wir konnten die FS Kollektion bis zur Krise pünktlich ausliefern. Wir erwarten, gerade auch wegen unserer langjährigen, intensiven Kontakte in Asien, die HW-Ware so auszuliefern wie geplant. Schließlich wollen wir unseren Handelspartnern die Möglichkeit bieten, kommerzielle, frische Ware zu erhalten, mit denen der momentane Shortfall so rasch und konsequent wie möglich kompensiert werden kann. Ein geplanter Liquiditätsfond sollte für beide Parteien, also für Handel und die Industrie, erreicht werden. Schließlich leiden alle gemeinsam unter der aktuellen Situation. Unser Fokus liegt klar auf dem Sportfachhandel und den Kooperationen mit den bestehenden, aktiven Distributionskanälen. Es wird sich zeigen, welchen Impact das  Konsumverhältnis der Konsumenten auf unsere Branche hat.  Das kann auch positive Perspektiven und Chancen für den Sportfachhandel bieten, schließlich ist der Drang nach Sport, Aktivität bei frischer Luft sicherlich ein gutes Argument für unsere Branche. Wir werden noch intensiver mit unseren Kunden über Product Flow Initiativen reden, einem fokussierten Merchandise Approach anbieten Wir werden über Segmentierung und sicherlich auch über die diversen Business Modelle (wie auch Risk Sharing) sprechen. Wir wollen konstruktiv und positiv in die zukunft gerichtet mit unseren Kunden planen. Wir sollten unseren USP weiter schärfen, damit sich jüngere Konsumenten wieder stärker für unsere Branche, für den stationären Handel interessieren.

Axel Brosch, Oberalp.
Quelle: Oberalp
Axel Brosch, Oberalp

Wir sind sehr betroffen von Corona: Partner-Stores und eigene Stores sind seit 2 Wochen geschlossen, Zahlungsaufschub wird gefordert und gewährt, Cash Flow muss im Auge behalten werden, Mitarbeiter müssen sich neu organisieren und neue Wege der Zusammenarbeit annehmen. Wir haben kurzfristig die Produktion (EU & Asien) umgestellt auf Schutzmasken und Schutzanzüge. Diese werden zum Selbstkostenpreis weiterverkauft und stellen uns vor sehr große logistische und bürokratische Herausforderungen. Unser Verhältnis zum Handel ist schwierig, aber verständnisvoll. Wir sitzen alle im gleichen Boot, und somit ist es eher ein Miteinander. Wir gewähren Valutaverlängerung und flexible Lieferanpassungen. Außerdem unterstützen wir Durchverkauf sofort nach Wiedereröffnung. Die FS ´20 Kollektion konnten wir zum Großteil bereits im Februar und Anfang März liefern und arbeiten jetzt mit Valuta-Unterstützung. Die HW ´20 Kollektion planen wir aktuell komplett zu liefern, aber hier wird es mit Sicherheit noch zu Stornierungen kommen. Wir haben sehr früh offen, transparent und schnell auf die unterschiedlichen Situationen reagiert und klar kommuniziert. Das wurde sehr positiv wahrgenommen, und so werden wir das  beibehalten. Ein starkes Team ist Voraussetzung, um diese Schwierigkeiten zu überwinden. Nach der Krise wollen wir Lebenszyklen von Kollektionen überdenken, noch engere, partnerschaftlichere Zusammenarbeit mit den Händlern anstreben.

Vicki Marx, Mamalila

Für uns als Handelsagentur und als Importeur steht die Welt gerade still. Bis auf einige Onlinehändler nimmt niemand Ware an. Alle habe Angst vor dem, was noch kommt - auch schon vor der Wintersaison 2020. Einer unserer Lieferanten, Colmar, hat sich stark in Italien mit einer Spende für Intensivbetten engagiert. Wir haben auf Homeoffice umgestellt, und es ist nur noch eine Person im Wechsel im Büro. Die Kooperation mit dem Handel ist nicht so schwierig wie gedacht. Es sind in den entscheidenden Positionen immer Ansprechpartner verfügbar, und man findet gemeinsam Lösungen. Helfen kann man, indem man Valuta verlängert und mit vielen weiteren Instrumenten die gemeinsame Basis stärkt. FS20 wurde bereits vor der Krise ausgeliefert, bei HW20 sind wir in Absprachen mit dem Handel. Eine Verschiebung der Auslieferung wurde von vielen Händlern angefragt. Jeder Händler hat eigene Wünsche, die man anhören und dann gemeinsam nach einer Lösung suchen muss, so dass beide Seiten positiv in die Zukunft schauen können. Zukünftig werden wir versuchen, breiter aufgestellt zu sein, weitere Marken aufzunehmen und auch in andere Branchen schauen, um andere Artikel zu vertreiben.

Jesper Rodig, Scandic Outdoor

Wir haben die Krise bislang gut überstanden und einen sehr guten März-Monat verzeichnet. Wir werden allerdings Maßnahmen ergreifen, um auf den zu erwartenden Einbruch vorbereitet zu sein. Wir haben ein sehr partnerschaftliches Verhältnis zum Handel: Wir kommen dem Handel soweit wie möglich entgegen mit Aussetzen der VOs, Valuta etc. Aber natürlich erleichtert das die Situation für uns nicht, da wir auf großen Lagern sitzen und auch einen erheblichen Verwaltungsmehraufwand bewältigen müssen. Wir setzten seit jeher auf einen möglichst hohen Durchläufer-Anteil in unseren Sortimenten und arbeiten eng mit dem Handel zusammen, in dem wir Vorordern "on hold" setzen und Valuten einräumen, wo dies möglich ist. FS konnte ab März nicht mehr ausgeliefert werden und liegt damit bei unter 50 Prozent. Für den Winter bleiben wir optimistisch, aber die Lage kann sich natürlich jederzeit ändern. Ein Vorausblick in die HW-Saison ist unmöglich.

Sebastian Frey, Schildkröt.
Quelle: MTS Sportartikel
Sebastian Frey, Schildkröt

Auf der Produktionsseite in China entspannt sich die Situation langsam aber sicher. Es wird wieder mit vernünftigem Output produziert. Die lange Zwangspause macht sich aber aktuell bei den geringen Lagerbeständen in Europa bei einigen Artikeln bemerkbar. Aktuell macht uns eher der Shut-Down in Europa zu schaffen. Große Vororder-Liefertermine für FJ-Sommer stehen an und können aktuell in vielen Fällen nicht an den Einzelhandel geliefert werden. Nun müssen wir finanzieren und Platz im Lager finden. Mitarbeiter arbeiten von zu Hause, sind im Urlaub oder Kurzarbeit. Diverse Formate, die Ware an den Endverbraucher bringen können, funktionieren sehr gut (Online, Shopping Clubs, Metro, Real, Bonusprogramme). Wir reden über den Außendienst mit jedem Händler, der VO-LTs anstehen hat / hatte. In den meisten Fällen bleibt die Ware nun erstmal bei uns im Lager. Der Auftrag ist "on hold" und kann jederzeit abgerufen werden. Wir hatten auch Stornierungen. In problematischen Fällen unterstützen wir auch mit verlängerten Zahlungszielen. Pauschale Zahlungsziele der Verbände müssen wir aus Schutz des eignen Unternehmens ablehnen. Kunden, die bei uns VOs platziert haben, können beliefert werden. Wir haben bereits viel Ware vor Chinese New Year auf den Weg gebracht.  Für Herbst/Winter werden sich nur wenige Händler auf eine Vororder einlassen (vermute ich). Das wird bzgl. der Dispo ein Blick in die Glaskugel. Valuten gibt es in Einzelfällen nach Rücksprache, nicht pauschal.

Thomas Brock, Kamik

Sowohl in der Verwaltung als auch in der Produktion arbeiten wir in Kurzarbeit. Die Verkäufe gehen gegen 0. Wir haben keine Möglichkeit, die Produktion auf Schutzausrüstung oder ähnliches umzustellen. Die Mitarbeiter arbeiten seit zwei Wochen zu 90 Prozent im Homeoffice. Das Verhältinis zum Handel ist sehr ruhig, da wir nur wenig Nachfrage haben. Wir helfen, indem wir Valutierung von Rechnungen anbieten, Stornierung oder auch Verschiebung von Lieferungen. Die Frühjahr-/ Sommerkollektion verlief ohne Probleme. Die Herbst-/Winterkollektion hat bisher 2 bis 4 Wochen Lieferverzögerung. Wir sind stark herbst-/winterlastig. Aus diesem Grund sind wir nicht zu stark betroffen. Zukünftig wollen wir mehr auf eigene Ressourcen setzen und flexible Arbeitsplätze schaffen.  

Christian Schwab Thoni mara, Nautilus

Produktentwicklung mit Zulieferern (alles Europa) ist komplett gestoppt, so dass die Kollektion 2021 in Gefahr ist. Das Verhältnis zum Handel ist weiterhin partnerschaftlich. Wir versuchen zu informieren und anzuregen, für die Zeit nach der Krise. Übereinkünfte gab es keine, Intersport hat einfach bestimmt. Bei uns gibt es keine Mindestabnahmen. Wenn der Händler Ware benötigt sind wir da und bauen hier keinen Druck auf. Das reduziert das Risiko bei unseren Partnern. FS ist ausgeliefert. HW Ware ist gesichert.

Hannes Oehler, La Sportiva

Unser Unternehmen ist seit dem 23.03. komplett geschlossen. Die Fabrik in Ziano di Fiemme bereits seit dem 13.03. Die Fabriken in Fernost arbeiten bereits seit Wochen wieder zu 80-95 Prozent. La Sportiva hat auf Ansuchen des italienischen Zivilschutzes, die Produktion auf Schutzmasken umgestellt und wird in den nächsten Wochen 52.000 Masken produzieren Die Zusammenarbeit mit dem Handel ist im großen und ganzen sehr gut. Für bereits ausgelieferte Waren geben wir Valuta, wir nehmen Teilstornierungen der Vororder an, unsere Marketingmaßnahmen werden im Sommer angepasst und weitergeführt. Wir informieren bereits jetzt die Händler, dass viele Artikel bis in den Sommer 2021 durchlaufen werden. Wir haben 60 Prozent der Vororder ausgeliefert und werden uns nach Wiedereröffung der Geschäfte mit unseren Händlern in Verbindung setzen, um den Umgang mit den offenen Bestellungen zu besprechen. Wir haben bereits einen eigenen Online-Shop indem unsere Produkte zum vollem UVP verkauft werden.

Alexander Kornprobst, Armada

Sehr stark. Unsere Produktion ist aktuell geschlossen, um das Leben der Mitarbeiter zu schützen. Wir versuchen zeitnah die Bänder wieder hochzufahren und mit besonderen Sicherheitsvorkehrungen, Ware zu produzieren. Wir sind in engem Austausch mit unseren Handelspartnern und suchen gemeinsam nach Lösungen, um durch diese Krise zu kommen. Besondere Valutaregelung, Option der Anpassung der Vororder vor Auslieferung bieten wir an. Wir werden im Herbst starke Kampagnen launchen, die die Nachfrage nach unseren Produkten steigen lassen. Wir haben keine SS Kollektion. Für FW planen wir aktuell mit einer regulären Auslieferung.

Christian Siebrecht, Open Ocean Sports

Es gibt insgesamt wenig Kommunikation. Der Stillstand scheint sich zum Teil auch in die Arbeitswelt zu übertragen. Wir können unsere Partner aktuell nur mit unseren Marketingtools, teilweise besseren Konditionen und in Ausnahmefällen mit besseren Zahlungskonditionen unterstützen. Allerdings ist das nur eine Verlagerung des Problems, da Vertriebe und Marken ja auch erhebliche Fixkosten haben und in Liquiditätsprobleme laufen. Es muss hier eine gemeinsame Anstrengung sein. Eine Verlagerung der Verantwortung vom Einzelhandel auf den Lieferanten wird langfristig nicht funktionieren und nur dazu führen, dass Marken und Vertriebe in Zahlungs- und somit in Produktionsprobleme laufen, was wiederum zu einer Verminderung des Angebots führen könnte. Aktuell sind wir sowohl mit der Frühjahr- beziehungsweise Sommerkollektion sowie mit der Winterkollektion im Fahrplan. Allerdings denken wir bei einem Teil unserer Marken über verlängerte Produktzyklen nach; auch, um den Bedarf decken zu können. Allgemein gilt es, über längere Produktionszyklen und soweit über höhere Verfügbarkeiten und eine schnellere Reaktionsfähigkeit nachzudenken. Dies ist ein Weg, den wir ohnehin schon länger beschreiten. Auch eine größere Unabhängigkeit von einzelnen Produktionsstätten ist sicherlich anzustreben, was sich in der heutigen Zeit allerdings schwierig darstellt, da in der globalisierten Weltwirtschaft Produktionsstätten auf bestimmte Regionen begrenzt sind, beziehungsweise nicht überall auf der Welt, Produktionsstätten mit den gewünschten Standards verfügbar sind. Angesichts der Situation ist die Reaktion der Politik, vom Worst-Case-Szenario auszugehen, sicherlich richtig. Allerdings muss ab einem bestimmten Zeitpunkt und mit besseren Erkenntnissen auch eine Kosten-/Nutzenbewertung angestellt werden, und man muss sicherstellen, dass die Folgen der Rezession nicht die Existenz ganzer Industrien nachhaltig bedrohen. Hier geht es nicht nur um das Überleben der Sportartikelhersteller, sondern auch darum, dass es innerhalb der Bevölkerung genug Vertrauen sowie Kaufkraft gibt, um sich auch weiterhin Sportartikel leisten zu können und wollen.

Nicolas Wendelken, Choppy Water

Da der Handel zu 99 Prozent geschlossen ist, steht die Zusammenarbeit still. Die Lieferung der Frühjahr-/Sommerkollektion verlief schlecht. Nach meiner Kenntnis ist auch der Onlinehandel schwach. Nach der Corona-Krise werden wir konsolidieren und Personal entlassen. Die Maßnahmen der Politik stehen in keinem Verhältnis zur Bedrohung durch Covid 19. Die hieraus resultierenden Schäden werden um ein Vielfaches höher sein.

Jürgen Bundschuh, Oliver Sport

Wir können wieder produzieren. Aber wir haben keinen Absatz mehr! Wir tragen Masken und halten den erforderlichen Abstand ein. Es gibt so gut wie keinen Kontakt zum Handel. Wir akzeptieren, dass Lieferungen storniert oder nach hinten verschoben werden. Was wir jetzt verlieren, kann nicht mehr nachgeholt werden. Wir werden 2020 einen 6s-telligen Verlust einfahren. Nur wer Substanz hat, wird überleben. Die Frühjahr-/Sommerkollektion konnten wir gar nicht ausliefern. Es gibt keine Bestellungen und keine Umsätze mehr. Wir wollen die Kunden unterstützen, die sich jetzt partnerschaftlich verhalten.

Jan Henning, Didriksons.
Quelle: Didriksons
Jan Henning, Didriksons

Die Abverkäufe unserer Produkte sind seit der angeordneten Schließung der Geschäfte unserer Kunden ausgeblieben. Dies beeinflusst unser Nachorder-Geschäft in hohem Maße. Die ausbleibenden und/oder verzögerten Zahlungen unserer Kunden gefährden nachhaltig unsere Liquidität, vor allem im Hinblick auf die Lieferung der HW 20 Kollektion unserer Lieferanten. Diese haben in den vergangenen Wochen und Monaten ihr Bestes gegeben, den Corona-bedingten Zeitverlust aufzuholen. Dementsprechend sehen wir es als unsere Pflicht an, unsere Lieferanten auch pünktlich zu bezahlen. Aufgrund der sich täglich ändernden Voraussetzungen ist das Verhältnis zum Handel sehr hektisch, aktionistisch und teils auch sehr emotional. Wir haben bisher noch keine Vereinbarungen getroffen. 95 Prozent unserer Vororder für FS 20 waren bereits weit vor den angeordneten Ladenschließungen ausgeliefert. Bei den noch ausstehenden Auslieferungen stehen wir in enger Kommunikation mit den entsprechenden Händlern. Bis zur HW 20 Auslieferung sind es bei uns noch 4-5 Monate. Aktuell gehen wir davon aus, dass die Geschäfte bis dahin wieder geöffnet sind und der Handel die Ware braucht, um verlorene Umsätze schnellstmöglich wieder reinzuholen. Aber das lässt sich bei sich täglich ändernden Szenarien natürlich aktuell nicht gesichert sagen. Dazu sind die mittel- bis langfristigen Auswirkungen noch nicht bestimmbar, um daraus eine direkte Verhaltensänderung zu schließen. Die Berichterstattung ist mir teilweise zu einseitig aus Sicht des Handels. Bei allem Verständnis für deren Situation und Ängste, würde ich mich manchmal über eine neutralere Sichtweise unter Einbezug der gesamten Lieferkette freuen. Ich denke, dass ein breiteres Verständnis der Zusammenhänge auch zu einer besseren Kommunikation unter den Beteiligten führen würde.

Thomas Raabe, Deuser

Der Absatzkanal Fachhandel ist eingebrochen, beziehungsweise geht gegen 0.  Lieferengpässe sind momentan nicht zu erwarten, da wir auch selber produzieren. Wir versuchen, die Mitarbeiter maximal zu schützen durch Hygiene-Artikel, Reiseverbot, Besuchsverbot, Homeoffice und Aufklärung. Wir sind im ständigen Austausch mit dem Handel und unterstützen uns gegenseitig auf den verfügbaren Social-Media-Kanälen. Sonst hat sich Stand heute keiner gemeldet (31.03.2020).  Wir sind aber interessiert an ständigem Austausch, an Sicherstellung der Lieferbereitschaft zur Wiedereröffnung der Geschäfte. Wir stehen auch in schlechten Zeiten zum Fachhandel. Wir verkaufen Restposten online, um den Online-Kanal zu nutzen. Ab sofort wollen wir „Made in Germany“ weiter nach vorne bringen und unsere Marke noch mehr im Social-Media-Bereich unterbringen. Vielleicht werden wir eine eigene Vertriebsplattform mit den Fachhändlern aufbauen, denn nur gemeinsam sind wir stark.  Außerdem wollen wir unser Netzwerk mit anderen Herstellen und Marktbegleitern weiterausbauen, um gemeinsam Lösungen zu finden. Hier stehen wir auch schon im Austausch mit unseren Marktbegleitern.

Marc Joss, Switcher

Alle Einzelhändler haben geschlossen. Wir fahren momentan das Online-Business massiv rauf. Unsere Hauptfabriken in Indien sind mittlerweile geschlossen. Wir importieren Schutzmasken von unseren Lieferanten, aber es herrscht totales Chaos. Jeder Betrieb scheint nun auch noch irgendwelches Schutzmaterial anzubieten. Wenn die Krise überstanden ist, bieten wir einfach Online- Lösungen für jeden Einzelhändler an und helfen in der Umsetzung (Multibrand). Zusätzlich wollen wir noch mehr digitale Anbindungen.

Lena Hoffmann, Bleed 

Die Lage betrifft uns in unterschiedlicher Hinsicht direkt. Wir befinden uns seit zwei Wochen mit dem gesamten Betrieb in Kurzarbeit und im Homeoffice, der eigene Laden ist geschlossen. Dazu kommt, dass viele unserer Händler die Annahme von Wahre aktuell verweigern (beziehungsweise die Ware nicht angenommen werden kann, da die Läden geschlossen sind). Die Lage in den Produktionen ist sehr angespannt. Da auch dort die Schulen geschlossen sind und überwiegend Frauen in der Textilwirtschaft arbeiten, müssen diese zu Hause bleiben, um auf die Kinder aufzupassen. Die Betriebe laufen aus diesem Grund nur mit stark reduzierter Belegschaft. Aus reklamierten Produkten werden aktuell Behelfsmasken hergestellt, um diese sozialen Einrichtungen zur Verfügung zu stellen. Wir versuchen möglichst viel zu kommunizieren und transparent zu sein, um gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Wir versuchen aktuell, individuelle Lösungen zu finden. Durch unsere Teilnahme am Projekt #fairfashionsolidarity versuchen wir gemeinsam Lösungen anzubieten und uns zu diesen zu comitten. Die Frühjahrs-/Sommerkollektion ist zu circa 70 Prozent ausgeliefert  Die Herbst-/ Winterkollektion wird um circa 20 Prozent gekürzt. Wir hatten zuerst einen starken Einbruch, aber  aktuell erholen sich die Zahlen. Wir wollen uns auf das in der Krise Gelernte besinnen und enge Kommunikation mit allen Seiten beibehalten. Aktionen wie https://fair-fashion-solidarity.de sind aktuell extrem wichtig. Des Weiteren ist es wichtiger denn je, kleine, ökologisch produzierende Marken zu unterstützen. Diese Herausforderung kann nur gemeistert werden, wenn alle (die Marken, der Handel und die Produktionen) Hand in Hand arbeiten.

Herbert Horelt, Devold

Von Corona sind wir insofern betroffen, als wir einen Auslieferungsstopp (mehr oder weniger) haben und ein Produktionsstopp am Laufen ist. Wir stellen unsere Produktion um auf Masken und Schutzanzüge. Mit vielen Händler sind wir sehr partnerschaftlich verbunden. Intersport agiert einseitig. Wir helfen Händlern mit Orderanpassungen bis zur Streichung und Zahlungszielverlängerungen. Frührjahr-Sommer ist zum Großteil geliefert. Herbst/Winter steht noch nicht zur Debatte, hier können wir kurzfristig reagieren.

Martib Vetter, Dowe

Bei uns ist der Auftragseingang auf Null zurückgegangen. Derzeit werden Restaufträge abgearbeitet, dann ist Schluss.. Wir erreichen keinen Kunden, und somit können wir nicht absehen, was ab Mai an Aufträgen kommt. Eine Umstellung der Produktion auf Schutzausrüstungen geht bei uns nicht, weil die Prozesse zu langfristig sind. Es wurden sehr viele Aufträge zurückgestellt oder storniert. Im Anschluss an die Krise wollen wir auf jeden Fall ein weiteres Standbein aufbauen und auch Mitarbeiter im Verkauf verstärken. Schulden reduzieren wird aber der Hauptpunkt werden.



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