Level oder Lehrjahre 31.07.2018, 08:04 Uhr

So wird die Ausbildung digitalisiert

Auch die Berufsausbildung bleibt vom digitalen Wandel nicht unberührt. In diesem Jahr kann man sich erstmals zum Online-Händler ausbilden lassen. Experten wünschen sich mehr Mut zur Veränderung.
Die Digitalisierung erhält immer schneller Einzug in die Ausbildungswelt. Azubis können sich ihre Arbeitsanweisungen mittlerweile aus der Cloud ziehen, Maschinen schon lange mit Tablets bedienen und in sozialen Netzwerken lernen. Und auch die Berufsbilder bleiben vom digitalen Wandel nicht unberührt. Doch nicht allen geht die Transformation von alter zu neuer Ausbildungswelt schnell genug.

Das neue Ausbildungsjahr beginnt zumindest schon ganz im Zeichen der Digitalisierung. Zum 1. August können sich junge Menschen bundesweit erstmals zum Online-Händler ausbilden lassen. "Kaufmann/Kauffrau für E-Commerce" heißt das neue Angebot offiziell. Es soll eine Antwort auf den seit langem boomenden Onlinehandel sein. Eine Antwort, die zehn Jahre zu spät kommt, kritisieren Experten denn auch - und wünschen sich mehr Schnelligkeit in Sachen Digitalisierung. Nichts anderes als die Zukunftsfähigkeit Deutschlands stehe auf dem Spiel.

Das nächste große Ding im Handel

"Die Ausbildung kommt nicht zehn Jahre zu spät, sondern genau rechtzeitig", sagt dagegen der Vizechef des Bundesverbands E-Commerce und Versandhandel Deutschland, Martin Groß-Albenhausen. Weil sie Fachkräfte forme, die vielleicht das "nächste große Ding im Handel" umsetzen würden. "Wir haben einen Beruf geschaffen, bei dem wir am ersten Tag der Ausbildung jedem Azubi sagen, dass er am Ende der drei Ausbildungsjahre vermutlich einiges, was er in den ersten Monaten lernt, nicht mehr anwenden wird." Der Handelsverband Deutschland geht von mehr als 1.000 Onlinehandel-Azubis in diesem Jahr aus.

Doch nicht nur im Handel wirbelt die Digitalisierung die Ausbildung durcheinander. In der Industrie gehören - anders als noch vor ein paar Jahren - Programme und Roboter längst zum Arbeitsalltag. Und auch bei den Dachdeckern tut sich etwas. In der Branche kommen seit einiger Zeit immer öfter auch Drohnen zum Einsatz, um Schäden am Dach leichter zu identifizieren, hieß es vom Deutschen Dachdeckerverband. Da die unbemannten Fluggeräte immer erschwinglicher würden, könne man fast schon von einem Trend sprechen. Ein Drohnen-Pilotenschein sei in der Berufsausbildung aber noch kein Thema.

Aber warum nicht? Aus- und Weiterbildungsexperte Josef Buschbacher wünscht sich eine lebendigere Debatte über die Berufsausbildung in Deutschland. Nicht nur über die Inhalte, sondern auch über die Form.

Viele würden sich Gedanken dazu machen, sagt der Geschäftsführer der Corporate Learning + Change GmbH: "In den Rahmenlehrplänen müsste viel mehr das Thema "Lernen lernen" verankert sein." Die Zeit, in denen man einen einmal gelernten Beruf das ganze Leben auf die gleiche Art ausführe, sei lange vorbei.



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