Die meisten Übergaben in Bremen und Niedersachsen 10.01.2022, 10:50 Uhr

Deutschlands Mittelstand sucht Nachfolger

Laut dem Institut für Mittelstandsforschung werden in Deutschland bis 2026 insgesamt 190.000 Unternehmen einen Nachfolger suchen. Im Bereich Handel soll es zu rund 34.900 Übergaben kommen.
(Quelle: Shutterstock/Weitwinkel)
Aufgrund des demografischen Wandels steht das Thema Unternehmensnachfolge bereits seit längerer Zeit im öffentlichen Interesse. Die geburtenstarken Jahrgänge der Babyboomer, die aktuell noch die Führung von Unternehmen leiten, werden in den nächsten Jahren aufgrund von Alter, Krankheit oder Tod ausscheiden. Wegen fehlender amtlicher Statistiken schätzt das Institut für Mittelstandsforschung (IfM Bonn) seit Mitte der 1990er-Jahre die Anzahl der Unternehmen in Deutschland, die vor der Übergabe stehen. Nach aktuellen Schätzungen des Instituts soll es in Deutschland bis 2026 jährlich zu rund 38.000 Unternehmens-Übergaben kommen. Insgesamt sind hierzulande etwa 190.000 Unternehmen von dieser Problematik betroffen. Dabei werden die Hälfte der Übernahmen im Bereich der Unternehmensnahen Dienstleistungen stattfinden und über ein Viertel im Produzierenden Gewerbe. Im Handel und bei Unternehmen, die personenbezogene Dienstleistungen anbieten (beispielsweise Gastgewerbe, Gesundheits-/Sozialwesen, Kunst, Unterhaltung, Erholung, Erziehung und Unterricht), soll es jedoch zu deutlicher weniger Übergaben kommen. Laut dem IfM wird es im Handel bis 2026 rund 34.900 Übergaben geben.

Insbesondere in Bremen und Niedersachen erwartet das IfM die meisten Übergaben: Hier soll es zu 59 beziehungsweise 56 Übergaben je 1.000 Unternehmen kommen. Dies beruht im Fall von Bremen auf einer vergleichsweisen hohen Zahl an Unternehmen im Wirtschaftsbereich Unternehmensnahe Dienstleistungen – einem Wirtschaftszweig, der hohe Bedeutung für das Nachfolgegeschehen im Allgemeinen besitzt. In Niedersachsen gibt es hingegen viele Unternehmen in der mittleren Umsatzgrößenklasse, in der gleichfalls viele Übergaben stattfinden. Die niedrigste Zahl an Übergaben im Vergleich zum Unternehmensbestand wird mit 44 je 1.000 Unternehmen in Berlin erwartet.
Die Corona-Pandemie wirke sich laut dem IfM vorrangig bei familienexternen Übergaben aus. Die Eigentümer, die aktuell einen Verkauf anstreben, müssten eventuell niedrigere Kaufpreise akzeptieren. Andere werden hingegen ihre Nachfolgepläne so lange hinausschieben, bis sich die wirtschaftliche Lage wieder normalisiert hat. Eine mögliche Folge der Pandemie könnte laut IfM auch sein, dass jüngere Unternehmer aufgrund einer Corona-Infektion und deren Langzeitfolgen zu einer frühzeitigeren Nachfolgeregelung gezwungen sein könnten.

Insgesamt erwartet das IfM jedoch, dass wirtschaftlich erfolgreiche Unternehmen trotz demografischem Wandel und Fachkräftemangel eine Nachfolgelösung finden werden.



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