Kritik an EU-Vorgaben 02.05.2025, 12:57 Uhr

Industrieverbände warnen vor unrealistischen Ökodesign-Regeln

Der Bundesverband der Deutschen Sportartikel-Industrie und Südwesttextil kritisieren in einem Positionspapier pauschale Anforderungen der Ökodesign-Verordnung der Europäischen Union. Sie fordern eine stärkere Einbindung der Industrie in die Ausgestaltung der Vorgaben.
Die Ökodesign-Verordnung der EU soll auch die Kreislaufwirtschaft fördern.
(Quelle: shutterstock/Vimaliss)
Die Ökodesign-Verordnung (Ecodesign for Sustainable Products Regulation = ESPR), ein zentraler Teil des Green Deals der Europäischen Union, zielt darauf ab, den CO-Verbrauch von Produkten über ihren gesamten Lebenszyklus substanziell zu reduzieren. Im Rahmen einer Kooperation haben nun der Bundesverband der Deutschen Sportartikel-Industrie e.V. (BSI) und Südwesttextil, der Wirtschafts- und Arbeitgeberverband der baden-württembergischen Textil- und Bekleidungsindustrie, ein gemeinsames Positionspapier veröffentlicht, in dem sie die Pläne in verschiedenen Aspekten kritisieren. Sie haben dafür zwei Studien des Joint Research Centers und des Ökoinstituts verglichen, die als Grundlage der konkreten Ausgestaltung des ESPR dienen sollen.
Die Studien bieten umfangreiche Vorschläge zur Förderung von Langlebigkeit, Reparierbarkeit, Wiederverwendbarkeit und Recycling von Produkten an. Die Verbände betonen, dass dabei eine gründliche Prüfung von tatsächlichen CO-Einsparungen sowie der ökonomischen und ökologischen Wechselwirkungen vernachlässigt würden. Ein einheitlicher ‚faserneutraler‘ Ansatz wird dabei als problematisch angesehen, da er nicht zwischen Natur- und synthetischen Fasern unterscheidet. Des Weiteren verweisen die Verbände auf Unterschiede innerhalb von Produktgruppen, etwa zwischen leichten Sommer- und hoch funktionalen Outdoorjacken.
Ein weiteres Problem ergebe sich bei Recyclinganforderungen: Eine Erhöhung des Recyclinganteils kann zu Einbußen bei der Haltbarkeit führen, da mechanisches Recycling die Fasern verkürzt. Die Verbände sprechen sich gegen eine Dopplung bereits existierender Standards aus und fordern, dass verpflichtende Rezyklatquoten nur eingeführt werden, wenn sie zuverlässig überprüft werden können.
Besondere Besorgnis äußern sie bezüglich der Wirtschaftlichkeit der vorgeschlagenen Maßnahmen. Beispielsweise sind Anforderungen zur Lagerung von Ersatzteilen für bis zu zehn Jahre nicht praktikabel. „Für ein erfolgreiches Ökodesign müssen innovative und wirtschaftlich tragfähige Lösungen entwickelt werden, die dazu beitragen, sowohl Umwelt- als auch Wettbewerbsziele zu erreichen. Dafür ist die Einbindung der Industrie von Beginn an unerlässlich“, so Südwesttextil-Hauptgeschäftsführerin Edina Brenner. 
Und BSI-Geschäftsführer Stefan Rosenkranz stellt fest: „Die Unternehmen der Sportartikelbranche definieren schon immer hohe Anforderungen an ihre Produkte, an die besondere Ansprüche bezüglich Performance, Langlebigkeit und auch Nachhaltigkeit gestellt werden. Umso wichtiger ist es für uns, dass diese bei der Definition von zukünftigen Mindestanforderungen Beachtung finden und die Erfahrungswerte der Industrie in die Entwicklung eines regulatorischen Rahmens einfließen.“
Beide Verbände unterstreichen demnach die Notwendigkeit, die Kriterien der ESPR-Verordnung gemeinsam mit der Industrie zu entwickeln, um die Umweltziele tatsächlich zu erreichen.


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