Intersport
03.11.2014, 10:25 Uhr

Intersport Deutschland baut seine Führung um – ohne Jost!

Soeben erreichte SAZsport folgende offizielle Nachricht aus Heilbronn: Klaus Jost ist „ab sofort nicht mehr Vorstand“ der Intersport. „Zwischen Klaus Jost und dem Aufsichtsrat konnte keine Einigkeit über die zukünftige Ausrichtung erzielt werden“, wird die Entscheidung begründet. Außerdem sei „das notwendige Vertrauensverhältnis zu dem ehemaligen Vorstand nachhaltig gestört worden“. Und: „Die grundsätzliche Meinungsverschiedenheit über die Neuausrichtung unserer Verbundgruppe war letztlich nicht mehr zu kitten“, erkannte AR-Vorsitzender Knud Hansen (die wirklichen Hintergründe dazu findet der geneigte Leser in den nachfolgenden Texten).


03.11.2014 Kommentar. In der Intersport kocht es: Ab heute ist die gesamte (!) Führungsspitze der deutschen Intersport auf mehrtägiger, kurzfristig aufgestellter Tour durch die Republik. Die Aktion kommt einer versuchten Rettungstour gleich. Vor allem Kim Roether und seinem Förderer Knud Hansen geht es offenbar darum, die dubiosen Vorgänge und fragwürdigen Entscheidungen in der gestutzten Führungsspitze der deutschen Intersport, die SAZsport am 9. Oktober erstmals öffentlich machte (siehe Bericht unten), klarzustellen. Der Krach ist wie erwartet mächtig eskaliert, hat engagierte Mitglieder auf die Barrikaden getrieben – und peinlicherweise längst auch die Tages- und Wirtschaftspresse erreicht.

Wenn sich der Aufsichtsratsvorsitzende Knud Hansen jetzt in einem neuen Schreiben an die Mitglieder für eventuelle Fehler in der Kommunikation entschuldigt, klingt das wie Hohn (über den sich auch sein besorgter PR-Mann Michael Steinhauser wenig freuen dürfte). Es geht vielmehr darum, wie ein gleichberechtigter, verdienter Vorstand ziemlich unfein in die zweite Reihe abgeschoben werden soll. Jener Klaus Jost nämlich, der seit 2001 in seinem Ressort Ware nicht unwesentlich dafür sorgte, dass die Mitglieder gutes Geld verdienten (im Gegensatz zu Kim Roether, dessen Internet-Projekt derzeit immer noch stark schwächelt). Ein skandalöser Vorgang also, über den sogar Lieferanten den Kopf schütteln und sich ehemalige Intersport-Führungspersönlichkeiten sogar schämen. Waren es nicht die Väter Hans Hansen und Knut Krumholz, die einst für eine andere „Führungskultur“ standen?

Die Fronten jedenfalls sind jetzt so verhärtet, dass Insider nur noch von Schadensbegrenzung sprechen. Es könnte tatsächlich (auch für die Mitglieder) teuer und schwierig werden, wenn Klaus Jost, dessen Vertrag offiziell noch bis fast Ende 2017 läuft, vorzeitig freigestellt wird. Dann würde die Intersport nicht nur einen höchst kompetenten Warenspezialisten, sondern auch einen langjährigen Branchenkenner und internationalen Netzwerker verlieren. Andererseits sehen Insider nur den Rückzug von Hansen und Roether. Hansen kann wohl auf seine Aufsichtsratskollegen hoffen, die seit Kurzem jährlich stattliche 40-60.000 EUR „Kostenersatz“ bekommen. Und Roether ist hartes Zupacken gewohnt: Er kommt aus dem internationalen Bananengeschäft, in dem mit nicht immer nachvollziehbaren Bandagen gekämpft wird.

Von der heute gestarteten Rettungstour (dem heutigen Termin in Heilbronn folgen morgen München, am 7.11. Hannover, am 10.11. Köln und kurzfristig noch Leipzig) erwarten sich Insider nicht allzuviel – der Anmeldestand war angeblich nicht sehr überzeugend. Ob es dann aber, wie in Mitgliederkreisen bereits intensiv diskutiert wird, zu einer außerordentlichen Generalversammlung kommen wird (die schon seinerzeit im höchst peinlichen Fall Hartmut Fröhlich der damaligen Intersport-Führung klare Grenzen setzte), hängt ebenfalls von den Mitgliedern ab. Sie haben es in der Hand, ob die Intersport ein erfolgreicher Händlerverbund (mit seriösen Spielregeln) bleibt – oder mit einer Bananenrepublik verglichen wird.

Horst O. Frankl

Intersport Deutschland baut seine Führung um – ohne Jost!

17.10.2014 Nach dem kritischen Bericht auf SAZonline über die überraschenden Vorgänge in der Führungsspitze der deutschen Intersport (siehe unten) stellte sich Aufsichtsratsvorsitzender Knud Hansen den ebenso kritischen Fragen von SAZsport.

Zur Frage, warum plötzlich ein einzelner starker Vorstandsvorsitzender eingeführt werden soll, meinte er beispielsweise: „Es geht nicht um einen einzelnen Vorstandsvorsitzenden, sondern um einen dann dreiköpfigen Vorstand. Die Berufung eines Vorsitzenden für dieses größere Vorstandsorgan ist die logische Konsequenz."

Auf die Frage, warum man nicht auch den (gleichberechtigten!) Mitvorstand Klaus Jost in die Entscheidungsfindung miteinbezogen habe, meint Hansen unter anderem: „Wir sind auf Klaus Jost zugegangen und haben mit ihm über den neuen Zuschnitt des Vorstandsressorts Markt und Ware gesprochen."

Und auf die Frage, was unter der „Schlagkraft" gegen eine immer stärkere Konzentration auf Herstellerseite zu verstehen sei, meinte Hansen unter anderem: „Meine Anmerkung (ist) nicht als Warnung zu verstehen – es ist schlicht und ergreifend eine Tatsache, dass sich die Handelslandschaft im Sportartikelmarkt rasant verändert, große Marken immer internationaler agieren und ihre Vertriebskanäle entsprechend erweitern."

Das gesamte, durchaus aufschlussreiche Interview mit Knud Hansen (das aber längst nicht alle offenen Fragen löst) lesen Sie in der neuen Ausgabe von SAZsport.


09.10.2014 Der überraschend schnelle Umbau der Führungsspitze der Intersport Deutschland verläuft offenbar doch nicht so reibungslos, wie es gestern noch im Schreiben vom Aufsichtsratsvorsitzenden Knud Hansen an die Mitglieder klang (siehe nachstehende Meldung vom 08.10.2014). Hieß es gestern nämlich noch, dass „Aufsichtsrat und Vorstand" hinter der neuen Struktur (mit Kim Roether als neuem starken Mann) stehen, ist davon in der heutigen Pressemeldung nicht mehr die Rede. Und während gestern den Mitgliedern noch mitgeteilt wurde, dass der bisherige Mitvorstand Klaus Jost das Waren-Ressort führen wird, wird heute zurückgerudert: „Die Hauptfunktion Ware (...) werde in der Verantwortung eines zweiten Vorstandsressorts gebündelt, das von Klaus Jost geführt werden SOLL." Der aufmerksame Leser ahnt hier bereits gröbere Unstimmigkeiten. Zurecht: Aus dem persönlichen Umfeld von Jost erfuhr SAZsport jedenfalls, dass er als bisher gleichwertiger Mitvorstand NICHT in die Entscheidung eingebunden wurde – und angeblich auch nicht UNTER einem Vorsitzenden Kim Roether weitermachen würde. Für Insider befremdlich ist außerdem, dass offenbar auch die Mitglieder nicht in diese historische Entscheidung eingebunden wurden. Der Autor erinnert sich: Der umgekehrte Fall war schon 1980 Grund dafür, dass ein selbstherrlicher Hans-Martin André seinen Hut nehmen und den beiden (gleichwertigen!) Vorständen Hans-Carl von Schönberg-Pötting und Hartmut Fröhlich Platz machen musste. Übrigens unter dem Druck eines die Mitglieder sehr engagiert vertretenden ehemaligen Aufsichtsratsvorsitzenden Hans Hansen, dem Vater des heutigen AR-Vorsitzenden.

 
08.10.2014 Wie die Intersport Deutschland soeben bekannt gab, haben sich Aufsichtsrat und Vorstand zusammen mit der Unternehmensberatung Kienbaum eine neue Führungs- und Organisationsstruktur gegeben. Wichtigste Entscheidung: In Heilbronn gibt es künftig wieder (wie zuletzt vor rund 35 Jahren) einen Vorstandsvorsitzenden, ihm zur Seite stehen jedoch zwei (!) weitere Vorstände. Kern der neuen Struktur sei, wie AR-Vorsitzender Knud Hansen soeben den Mitgliedern mitteilte, „ein stärkerer Fokus auf die Mitgliederinteressen, die in einem Vorstandsbereich (…) zusammengefasst werden“. Dieses Ressort wird künftig Kim Roether als Vorstandsvorsitzender leiten. Es umfasst zusätzlich die Bereiche Personal, Beteiligungen und Multichannel-Retail. Auch die Verbands-eigene Filialkette Voswinkel sowie die strategische Ausrichtung der Intersport Österreich unterstehen künftig Roether. Innerhalb dieses Ressorts soll noch eine neue Stelle für Strategie und Expansion geschaffen werden.


Die sogenannte „Kernfunktion“ des Verbandes, nämlich Ware, Marketing und Vertrieb, „bleiben in der Verantwortung eines Vorstandsressorts gebündelt“, das der bisherige Mitvorstand Klaus Jost führen wird. Dazu  heißt es in dem Mitgliederschreiben weiter: „Der Druck auf die Intersport und ihre Mitglieder durch die starke Marktkonzentration auf der Lieferantenseite wird weiter zunehmen. Um in diesem Bereich die Schlagkraft zu erhöhen, erfolgt die enge Abstimmung dieser Aufgaben in diesem Vorstandsressort.“ Mit einer neuen „Fachstelle für das Lieferantenmanagement“ könne man  in diesem Ressort außerdem „das Mandat der Mitglieder gegenüber unseren Lieferanten stärker wahrnehmen“.

 

Einem neuen dritten Vorstandsressort wurden schließlich die Funktionen Finanzen, Logistik und IT zugeordnet. Die Führung dieses Vorstandsbereiches ist noch nicht besetzt. Bekanntlich wurde Kim Roether soeben auch Mit-Geschäftsführer des ausschließlich für die Intersport tätigen IT-Dienstleisters Siller IT-Service GmbH (Heilbronn).


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