Branche an der Grenze ihrer Wirtschaftlichkeit 15.09.2022, 10:45 Uhr

BTE schreibt Brandbrief an Wirtschaftsminister Habeck

Der Handelsverband Textil Schuhe Lederwaren (BTE) fordert angesichts der exorbitant steigenden Energiepreise in einem Brandbrief an Bundeswirtschaftsminister Habeck Unterstützung und Entlastung für den besonders belasteten Textil-, Schuh- und Lederwareneinzelhandel.
Der BTE befürchet, dass ohne staatliche Unterstützung für die gestiegenen Energiepreise viele Händler ihre Geschäfte in Kürze aufgeben müssten und es zu einer drastischen Zunahme der Leerstände in den Innenstädten kommen würde.
(Quelle: Shutterstock/Chris Redan)
Angesichts der dramatischen Entwicklungen der Energiepreise wenden sich BTE-Präsident Steffen Jost und BTE-Hauptgeschäftsführer Rolf Pangels heute in einem Brandbrief an den Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck. Denn angesichts der niedrigen Renditen arbeiten aktuell weite Teile der Branche bereits an der Grenze ihrer Wirtschaftlichkeit und sind daher keinesfalls in der Lage, die Energiekosten zu tragen oder sogar über die Endverbraucherpreise weiterzugeben. Hier ein Auszug aus diesem Brief:
„Der stationäre Textil-, Schuh- und Lederwarenhandel erlebt das dritte Krisenjahr in Folge. Nachdem 2020 und 2021 bereits von der Corona-Pandemie und den Zwangsschließungen der Geschäfte geprägt waren, in denen die drei Branchen rund 30 Prozent Umsatz verloren haben und operativ hohe Verluste erlitten haben, leidet der gesamte Modeeinzelhandel in diesem Jahr nunmehr auch massiv unter den Auswirkungen des Ukraine-Kriegs mit den daraus resultierenden Energiepreissteigerungen. So liegen die Umsätze der Geschäfte nach unseren Berechnungen aktuell im Durchschnitt mehr als zehn Prozent unter dem Niveau von 2019. Keine Einzelhandelsbranche hat seit 2020 ähnlich katastrophale existenzbedrohende Umsatzverluste eingefahren! Viele Unternehmen der Modebranche haben zur Rettung ihrer Existenz und hunderttausender Arbeitsplätze ihre Reserven längst aufgebraucht. Gerade die vielen selbstständigen Kaufleute, die mit ihrem Vermögen haften, haben in dieser Zeit oftmals ihre Altersversorgung aufgelöst. Viele Unternehmen sind verzweifelt und bangen um ihre Existenz. Hinzu kommt, dass auch die Verbraucherinnen und Verbraucher aufgrund der teilweise exorbitant angestiegenen Energiepreise weniger Geld für den Konsum u.a. von Bekleidung und Schuhe ausgeben können; aus der Energiekrise hat sich bereits eine Konsumkrise entwickelt.“
Jost und Pangels Appell an Habeck ist es nun, den stationären Textil-, Schuh- und Lederwarenhandel an den angedachten Hilfs- und Unterstützungsmaßnahmen zur Abfederung der Energiepreissteigerungen partizipieren zu lassen, denn schließlich stehe dabei nicht nur viel für die Unternehmen auf dem Spiel, sondern auch für die deutschen Innenstädte. Die Bekleidungsbranche stelle einen wesentlichen wirtschaftlichen Faktor für die Cities dar. Mehr als jedes zweite Geschäft in den deutschen Innenstädten sei aktuell ein Textil-, Schuh- oder Lederwarengeschäft und nähme damit als Gesamtheit eine herausragende Rolle als Frequenzerzeuger und Kundenmagnet ein. Der Verband befürchtet, dass ohne staatliche Unterstützung für die gestiegenen Energiepreise viele Händler ihre Geschäfte in Kürze aufgeben müssten und es zu einer drastischen Zunahme der Leerstände in den Innenstädten kommen würde.
Wirtschaftsminister Habeck hatte erst vor Kurzem in der ARD-Sendung "Maischberger" mit seiner Äußerung Aufsehen erregt, dass bestimmte Branchen zwar aufhören zu produzieren, sie dann aber "nicht insolvent" seien, sondern nur aufhören zu verkaufen. Zudem glaube er nicht an massenhafte Insolvenzen. In den öffentlichen und sozialen Medien zeigte man sich sehr irritiert und empört über diese Aussage Habecks. Der Tenor: Der Minister habe nicht verstanden, was eine Insolvenz ist und seine Einschätzung sei ohnehin falsch.



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