Amazon, die Gig Economy mit Firmen wie Uber oder Gorillas sowie andere Online-Dienste werden regelmäßig hinsichtlich ihrer Arbeitsbedingungen kritisiert. Dabei steht zumeist das Gehalt im Fokus - so würden je nach Anbieter katastrophale Stundenlöhne gezahlt, die zum Teil gar weit unter dem Mindestlohn liegen. Doch nicht nur die Online-Branche muss sich mit solchen Vorwürfen auseinandersetzen und an ihren Strukturen arbeiten, wie eine aktuelle
Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung zeigt. Darin wurden die Gehälter und die Lohnunterschiede von 2020 nach Regionen, Geschlechtern, Branchen und Qualifikation ausgewertet.
Die Erhebung macht nun deutlich, dass auch der klassische Handel diesbezüglich kritisch beäugt werden sollte. So bekommt jeder vierte Mitarbeiter im Handel (24,9 Prozent) Mindestlohn; und das bedeutet, dass maximal 2.284 Euro brutto auf dem Gehaltszettel stehen. Zum Vergleich: Über alle Berufsgruppen hinweg liegt die Quote bei 19 Prozent. In der Logistik liegt der Anteil bei 28,3 Prozent.
Das Resümee von WSI-Forscher Helge Emmler lässt aber hoffen: Insgesamt sei der Anteil der Niedrigverdiener 2020 leicht zurückgegangen. Und: "Die geplante Anhebung des Mindestlohnes auf 12 Euro ist sicherlich ein Schritt in die richtige Richtung. Um hier weiterzukommen, ist darüber hinaus eine Stärkung der Tarifbindung erforderlich."