Was kommt nach dem Verbot?
06.12.2023, 08:19 Uhr

PFC und PFAS: Experten ziehen Bilanz

2025 soll der Einsatz von PFC endgültig verboten werden. Das heißt Bühne frei für alternative, umweltfreundlichere Technologien und Materialien. Ein Blick auf Lösungen und was bedeutet der Verzicht auf PFAS und PFC.
(Quelle: Fjällräven/Anette Andersson)
Unruhige Zeiten lassen uns eine grundlegende Frage aufwerfen: Ist es besser, sich weiterzuentwickeln oder zu revolutionieren? Evolution bedeutet die Verbesserung bestehender Produkte ohne wesentliche Änderungen, während die Revolution eine radikale Veränderung mit sich bringt. Eine kleine Revolution wurde damals in den 1950er-Jahren angestoßen, als per- und polyfluorierte Chemikalien entwickelt wurden. Ihre Wirksamkeit gegen Feuchtigkeit, Fett und Schmutz war zu diesem Zeitpunkt konkurrenzlos. Bis man schließlich in den 1980er-Jahren erste wissenschaftliche Erkenntnisse gewann, dass PFC gesundheitsschädlich sein können. Als eindeutig krebserregend für den menschlichen Körper eingestuft wurden sie jedoch erst 2005. Lange galt die Verwendung von per- und polyfluorierten Chemikalien in einer Vielzahl von Bekleidungsstücken und anderen Textilien aufgrund ihrer wasserabweisenden und schmutzabweisenden Eigenschaften als das Nonplusultra. Insbesondere die Outdoor-Industrie setzte jahrelang auf die Wunderchemikalie, weshalb auch Membranen gerne als wasserdichte und atmungsaktive Schichten in Kleidungsstücken eingesetzt wurden, um Feuchtigkeit von außen abzuweisen und gleichzeitig Wasserdampf von innen nach außen entweichen zu lassen. PFC können in Form von sogenannten Durable Water Repellents (DWR) oder wasserabweisenden Beschichtungen auf den Oberflächen dieser Membranen verwendet werden. Doch Zeiten ändern sich. PFC sind aufgrund ihrer potenziellen Umweltauswirkungen und Gesundheitsrisiken umstritten, und es gibt verstärkte Bemühungen, umweltfreundlichere Alternativen zu entwickeln. Einige Marken und Hersteller aus der Outdoor-Industrie haben deswegen schon frühzeitig damit begonnen, PFC-freie Membran-Alternativen und Beschichtungen zu verwenden, die wasserabweisende Eigenschaften bieten, ohne auf PFC zurückzugreifen. Und wenn 2025 ein endgültiges Verbot für den Einsatz von PFC verhängt wird, müssen alle an einem Strang ziehen.
Das diesjährige Focus Topic, das im Rahmen der Herbstausgabe der Performance Days im Oktober kommuniziert wurde, befasste sich vor diesem Hintergrund intensiv mit der Thematik „Evolution und Revolution: Von Membranen zur Carbon Story“. Hersteller zeigten tolle Beispiele wie etwa elektrogesponnene, ionenleitfähige Polymermembranen, die seit dem PFC-Verbot immer mehr an Bedeutung gewinnen. Generell sind (Poly)olefine zum beliebten Ersatz für mikroporöse Membranen geworden, während hydrophile Systeme eine bessere Durchlässigkeit aufweisen. Darüber hinaus gibt es für PU-Membranen lösungsmittelfreie Optionen. Zudem machen Hersteller Fortschritte bei der Verwendung ungefährlicher Chemikalien auf Polyamiden und bei biobasierten Membranen. Die Debatte darüber, ob man Wasserdichtigkeit gegenüber Atmungsaktivität bevorzugen sollte, ist nach wie vor von zentraler Bedeutung, da es keine einheitliche Messskala gibt, die von allen verwendet wird. Wenn wir über einen geringen CO2-Fußabdruck sprechen, reicht die Bandbreite von Fasern, die aus regenerativer Landwirtschaft stammen, bis hin zu Fasern, die bereits gebundenen Kohlenstoff verwenden und auf synthetische Garne aufgebracht werden.

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