SAZsport-Podcast mit Otto Leodolter (Löffler) 18.11.2020, 09:23 Uhr

„Wir sind noch ein bisschen mehr zusammengerückt“

Ried in Feierlaune: Der Handel hat den österreichische Textiliten Löffler zum Outdoor-Lieferanten des Jahres gewählt. Dementsprechend stolz ist Geschäftsführer Otto Leodolter auf die Leistung seines Teams. 
Seit 2012 zeichnet Otto Leodolter als Geschäftsführer von Löffler verantwortlich. Nach dem BWL-Studium an der JKU Linz war Leodolter zehn Jahre Spartenleiter Ski-Nordisch bei Fischer. Der 54-Jährige kommt aus einer sportlichen Familie, sein Vater gewann Bronze im Skispringen bei den Olympischen Winterspielen 1960 in Squaw Valley.
(Quelle: Löffler)
Von 0 auf 100: Im vergangenen Jahr hatte Löffler im Segment Outdoor nicht genügend Bewertungen erhalten, um in das Lieferanten-Ranking von SAZsport aufgenommen werden zu können. 2020 war das der Fall und das bedeutete gleich Platz eins für den österreichischen Textiliten – mit
einer überragenden Durchschnittsnote von 1,59. Besonders honoriert haben die Händler deren Service, partnerschaftliches Verhalten und Produkte.

SAZsport: Herr Leodolter, herzlichen Glückwunsch: Löffler ist der Beste der Branche in der Kategorie Outdoor geworden. Die Händler sind mit Ihrer Marke in allen Kategorien sehr zufrieden. Wie zufrieden sind Sie denn mit Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern (200 in Ried)?
Otto Leodolter: Natürlich sehr. Wobei man auch dazu sagen muss: Diese Leistungen, die Sie bei den Händlern abfragen, sind Team-Leistungen. Es gibt dort Einzelleistungen, aber im Großen und Ganzen muss das Team funktionieren und das passt bei uns in Ried einfach sehr gut. Wir alle sind stolz auf unsere gemeinsame Leistung im letzten Jahr.

SAZsport: Was dem Handel gerade in dieser sehr unsicheren Zeit natürlich enorm wichtig ist, ist partnerschaftliches Verhalten. Da hat Löffler immer stark abgeschnitten in unseren Lieferanten-Rankings über die vergangenen Jahre. Hat diese Pandemie Sie zu einem noch „besseren“, will heißen professionelleren Unternehmen gemacht?
Leodolter: Grundsätzlich sind wir durch die Pandemie hier in Ried noch ein bisschen mehr zusammengerückt. Wir haben versucht, unsere Fachhändler ordnungsgemäß zu informieren, wie es uns geht, was wir machen können und was nicht. Für uns ist es sehr wichtig, immer offen und ehrlich mit unseren Partnern zu kommunizieren – das schätzen diese. Wir hatten natürlich auch Themen wie Stornos und Retouren auf dem Tisch, und da wir ein relativ kleines Unternehmen sind, können wir leider nicht alle Wünsche erfüllen. Man muss immer wieder den Konsens finden und das ist uns gemeinsam mit den Partnern wirklich sehr gut geglückt.

SAZsport: Würden Sie sagen, dass Löffler noch professioneller geworden ist?
Leodolter: Auf jeden Fall. Unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist noch stärker bewusst geworden, wie wertvoll sie sind. Das ist ein wesentlicher Punkt für Professionalität. Es geht immer da­rum zu sagen: Wie kann ich ein Problem lösen? Nicht jedes kann immer gleich dem Verkaufsleiter oder Geschäftsführer zugespielt werden.

SAZsport: Auch die Qualität Ihrer Produkte wird oft hervorgehoben. Produziert wird fast nur in Europa, die Wertschöpfungskette liegt zu 80 % in Österreich. Für einen Textiliten kostentechnisch ein hoher Aufwand. Wie können Sie das stemmen, woran müssen Sie sparen?
Leodolter: Wir haben in den letzten 20, 25 Jahren gelernt, sparsam zu arbeiten, sparsam mit unseren Materialien umzugehen. Allerdings fällt uns das auch manchmal auf den Kopf: Mitbewerber bieten riesengroße Kollektionen in verschiedensten Farben an. Und da müssen wir natürlich Kompromisse eingehen – wir haben kleinere Kollektionen in ausgewählten Farbwelten. Dafür können wir sehr wohl kostensparend arbeiten. Zudem verbrauchen wir auch nicht überdimensional große Marketing-Budgets, setzen diese aber gezielt ein, um unsere Partner zu unterstützen.

SAZsport: Die Lohnkosten in Europa sind noch um ein Vielfaches höher als in Asien.
Leodolter: Wir kennen Statistiken, die besagen, dass der Unterschied zehn zu eins oder sogar 50 zu eins ist. Bildlich dargestellt bedeutet das: Ein Mitarbeiter in Ried wird in Asien durch 50 Mitarbeiter ersetzt. Das ist unvorstellbar, aber die Realität. Allerdings gibt es natürlich auch Logistikkosten von Asien nach Europa, die man nicht ganz unterschätzen darf. Auch da sparen wir uns einiges an Kosten, aber das lässt sich natürlich nie ganz wettmachen.

SAZsport: In der Bewertungskategorie „Nachhaltigkeit“ wurden Sie nur ganz knapp von Vaude geschlagen.
Leodolter: Löffler zeichnet sich durch eine hohe Fertigungstiefe aus und wir produzieren am Standort Ried seit August 2020 klimaneutral. Wir können da aber noch einige Schritte weitergehen. Es gibt die Möglichkeit, von der klimaneutralen Produktion auf ein klimaneutrales Produkt zu kommen. Das diskutieren wir schon sehr stark. Mit der Veröffentlichung unseres ersten Nachhaltigkeitsberichts ist Löffler zudem ein großer Schritt gelungen, die nachhaltige Herstellung unserer Produkte transparent offenzulegen.

SAZsport: Wie hoch waren Ihre Stornos von Händlern für diesen Winter?
Leodolter: Wir haben im Frühling zur ersten Lockdown-Phase unsere Budgets überarbeitet und damit gerechnet, dass mindestens 30 Prozent der Orders nicht abgenommen werden. Dann haben wir aber gesehen, dass der Fachhandel doch zu 100 Prozent abgenommen hat. Somit gibt es null Stornos und das ist schon untypisch, wenn man auf andere Branchen wie die Modebranche schaut. Wir hoffen, dass der November-Lockdown nicht allzu stark einbremst.

SAZsport: Wie erklären Sie sich die Storno-Quote von Null?
Leodolter: Wir hatten aus Löffler-Sicht einen sehr schlechten Winter im letzten Jahr. Die Händler haben daher vorsichtig eingekauft und wir entsprechend ein deutliches Minus in der Vororder für den kommenden Winter gehabt. Ich glaube aber schon, dass die Händler aus der Sommersaison gelernt und gemerkt haben, dass der Endkunde sportwillig ist und nachhaltig produzierte Sportbekleidung sucht.



Das könnte Sie auch interessieren