Nachruf 29.08.2023, 17:05 Uhr

Seniorchef von Chiba ist verstorben

Der bayerische Handschuhhersteller Chiba trauert um seinen Seniorchef. Johann Franz Chiba ist am 14. Juli 2023 verstorben.
Johann Franz Chiba
(Quelle: Chiba)
Am 22. Oktober 1933 wurde Johann (John) Franz Chiba geboren. Er gehörte damit zur vierten Generation einer Handschuhmacher-Familie, deren Unternehmen 1853 in Abertham gegründet worden war. Die Jugend von Johann F. Chiba war aufgrund des Weltkrieges turbulent: 1945 im jungen Alter von zwölf Jahren musste er mit seinen Eltern über die Grenze in den amerikanischen Sektor fliehen, weil die Kommunisten, die Abertham besetzt hatten, das Leben seiner Eltern als größten Arbeitgeber im Ort bedrohten. In der Folge wanderten die Chibas nach Kanada aus und blieben dort bis 1964. Aufgrund des Heimwehs kehrte die Familie in diesem Jahr zurück nach Deutschland, wo sie sich in Piding im Berchtesgadener Land ansiedelten.
Der Vater von John Chiba produzierte weiter feine Lederhandschuhe, während der Sohn visionäre Ideen hatte und Sporthandschuhe produzieren wollte. Die ersten Modelle waren bunte Skihandschuhe, die es damals noch nicht gab. Der Erfolg gab dem Nachwuchs Recht, denn von den 600 Handschuhproduzenten, die 1965 in Deutschland existierten und feine Lederhandschuhe produzierten, sollten nach wenigen Jahren nicht mehr viele übrig bleiben. Die Idee Sporthandschuhe zu fertigen war eine Innovation, ein großer Erfolg und sicherte den Fortbestand der erfolgreichen Chiba-Handschuhdynastie. Den Anfang bildeten Skihandschuhe, später kamen aber auch Fitness-, Rad- und Arbeitsschutzhandschuhe dazu.
In den wilden 70er Jahren war Chiba weltbekannt durch seine Pelzhandschuh-Kollektion aus Fuchs oder Kaninchenfellen. John Chiba entwickelte damals eine revolutionäre und effiziente Fertigungstechnik für seine Fellhandschuhe, die selbst bei den legendären Himalaya-Expeditionen von Karl Herrligkoffer 1972 und 1973 erfolgreich eingesetzt wurden. Es folgten die ersten Fitnesshandschuhe, die von amerikanischen Bodybuildern  getragen wurden oder Radhandschuhe für Eddy Merckx. Immer war Chiba vorne dabei mit Innovationen:
1982 entwickelte Chiba das „Hotliner“-Heizsystem für Skihandschuhe. Es folgten drei geteilte anatomische Innenhandpolsterungen, die Maßstäbe bei Paßform und Funktion von Radhandschuhe setzten. Die Ausziehhilfen von Chiba, die 1998 erstmals vorgestellt wurden, wurden zum Standard bei Radhandschuhen, oder das „BioXcell“-System gegen das Einschlafen der Hände beim Radfahren wurde ein riesiger Erfolg. Als kreativer Geist fand John Chiba viele innovative Lösungen und Verbesserungen für Sporthandschuhe.
Als Visionär baute er seine Firma zukunftssicher auf. Als einziger deutscher Handschuhhersteller wagte Chiba den Schritt eigene Produktionsstätten in Asien zu gründen. Nach dem Motto, „nur wer selbst produziert gibt sein Know-how nicht in die Hände anderer Hersteller“. Chiba konnte damit bei Innovationen Standards setzten und neue Produktionstechniken entwickeln, die die Basis der hohen Lieferfähigkeit, Qualität und auch das sehr gute Preisleistungsverhältnis der Produkte von Chiba bildet.
John Chiba übergab die Firma an seinen Sohn Marcus 2009 und kümmerte sich bis zum hohen Alter von 80 Jahren um die Produktion in Asien. Er hatte inzwischen Indonesisch gelernt und war dort von allen Mitarbeitenden sehr geschätzt und als Unternehmer hoch angesehen.
John Chiba hatte beinahe sein ganzes Leben der Firma Chiba und den Mitarbeitern gewidmet und visionär die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft gestellt. Seine einmalige Persönlichkeit, seine freundliche Art und seine Fürsorge für Firma, Mitarbeiter und Familie werden unvergessen bleiben.



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