Amazon und Google lassen die Muskeln spielen

Startschuss für Audio-Ads: Google öffnet neuen Markt

Seit wenigen Wochen ist es möglich, über Google Doubleclick Audio-Ads, also akustische Werbeanzeigen, zu schalten. Der Konzern erweitert damit sein Kerngeschäft um ein zusätzliches Anzeigenformat und bindet den aufstrebenden Markt um Streaming-Dienste im Internet ein. Google setzt dabei auf das Wachstum von Audio-Werbung. Musikdienstleister wie Spotify, Soundcloud oder Tune In finden eine immer größere Abnehmerschaft und Audio-Podcasts erleben eine Renaissance. "Definitiv wieder ein klassisch smarter Google-Move", meint Zmölnig und erklärt: "Zum einen werden Marketinggelder angelockt, was wiederum die Sprachsuche beziehungsweise deren Akzeptanz und Verbreitung befeuern wird. Zum anderen werden hier neue Chancen für Händler entstehen, die sich im Kampf um Bestellungen im Internet nicht allein der Präsenz ihrer Produkte auf Amazon hingeben wollen" - neben dem potenziellen Geschäft also eine Attacke in Richtung des Online-Marktplatzes. Auch wenn sich Google hinsichtlich weiterer Pläne um die Etablierung der Audio-Ads bedeckt hält, liegt die Vermutung nahe, dass diese früher oder später zur Herausforderung für den Amazon-Sprachassistenten Alexa werden können.
Während Amazon zunehmend in die Kerngeschäfte von Google eindringt, hält es die Suchmaschine umgekehrt genauso und verkürzt die Distanz zur Handelsplattform auf anderen Geschäftsfeldern. Besonders gut sichtbar wird der Vorstoß von Google im Bereich der Sprachassistenten und smarten Lautsprecher.

Marktverschiebung bei den Sprachassistenten

Zumindest hierzulande entsteht der ­Eindruck, dass es nur einen Anbieter in diesem Bereich gibt. Dem intensiven ­Bewerben von Amazon-Alexa durch die bekannten, kurzen Spots stehen die bislang recht dezenten Marketing-Aktivitäten um den Sprachassistenten Google Home ­gegenüber. Doch der Markt dahinter wird nicht nur hart umkämpft, er erlebt aktuell eine Verschiebung der Verhältnisse: Im ersten Quartal 2018 wurde Google Home unter anderem in Indien eingeführt und verkaufte sich weltweit erstmals besser als die smarten Lautsprecher von Amazon.
Alexa hat dennoch weiterhin die Nase vorn, führt den Markt aber noch aus anderen Gründen an, wie Stüber als Expertin für ­Digitalisierung und ­Innovation weiß: "Auch wenn Google aufholt, muss man festhalten, dass Amazon bei der Integration und Kompatibilität seiner Technologie bei Fremdanbietern bereits klare Maßstäbe gesetzt hat. Für Google gilt es daher, den Mehrwert in der Nutzung durch eine bessere Treffsicherheit sowie nützliche Anwendungen zu erhöhen." Auch in der täglichen Agenturarbeit werden Unterschiede deutlich. "Wir sehen, wie stark Amazon wirklich geworden ist und wie zugehörige Entwicklungen und Alexa-Skills forciert werden. Deshalb prognostizieren wir weiter eine stärkere Verteilung Richtung Amazon", erklärt Ralf Zmölnig.

Zeit der digitalen Assistenten

Google kennt die Potenziale dieses Marktes aber nur zu gut und ist mit dem eigenen Sprachassistenten bereits auf mehr als 500 Millionen Geräten verfügbar, die Masse davon Android-Smartphones. Dass Amazon Alexa nun auch für ­Android anbietet, sieht Google weniger kritisch und erkennt darin nur den Beginn des "Age of Assistance", der Zeit der digitalen Assistenten. Google-Manager Bärwind ­zitiert eine Studie von Emarketer, wonach "87 Prozent der Werbetreibenden damit rechnen, dass digitale Assistenten noch vor 2021 eine signifikante Rolle im Marketing spielen werden". Es ist anzunehmen, dass Google seinen Vorteil, Usern die ­Informationen des gesamten Internets zur Verfügung zu stellen, nutzen und sich nicht, wie es Alexa bisher noch macht, ­allein auf Produktdetails oder spezielle Angebote beschränken wird.
Der Kampf um die Verbreitung der eigenen Sprachassistenten ist jedoch nur eines von vielen Duellen, die die Giganten Google und Amazon ausfechten. Ein vollkommen neues Schlachtfeld tat sich erst in der vergangenen Woche auf: Unerschrocken, quasi mit offenem Visier, attackiert Google neuerdings den Online-Lebensmittelhandel.



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